Schämst du dich schon, oder bist du noch ein böser Mensch?

13. Mai 2021 um 11:45 Ein Artikel von: Redaktion

Die Journalistin Judith Sevinç Basad hat ein Buch über Identitätspolitik geschrieben, das es in sich hat. Man spürt bei der Lektüre: Die Autorin ist echt sauer und schreibt sich etwas von der Seele. Und das vollkommen zu Recht. Sie bietet ihren Lesern eine wahre Fundgrube an Absurditäten der Identitätspolitik. Nach der Lektüre weiß man: Identitätspolitik ist nicht einfach nur eine Spinnerei von verwöhnten Wohlstandskindern, sondern eine gefährliche Ideologie, die eine Gefahr für die Demokratie ist. Udo Brandes hat das Buch für die NachDenkSeiten gelesen.

Schämst du dich schon oder bist du noch ein böser Mensch?

Kommentar GB:

Die Quelle von all diesem Zeug ist die US-Rezeption der postmodernen französischen Philosophie. Und die Art und Weise dieser Rezeption ist – z. B. bei Judith Butler – von den aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen, Widersprüchen und Konflikten innerhalb der USA geprägt. Deshalb wirkt es ausgesprochen deplatziert, wenn z. B. die angeblich antirassistische Black-Lives-Matter – Bewegung mitten in Europa mit Unterstützung der öffentlich-rechtlichen Medien dieselbe Art von Auftritten wie in den USA absolviert. Aber da sie der Global Governance zumindest nahesteht, stößt sie bei europäischen Regierungen, für die dasselbe gilt, auf auffälliges Verständnis. Es gibt also „gute“, weil politisch erwünschte, und „böse“, weil politisch unerwünschte Demonstrationen, und bei letzteren erlebt man dann das in solchen Fällen typische repressive Vorgehen der Polizei.

(…) „Eine Ideologie aus den USA

Die Ideologie dazu ist an den amerikanischen Unis in den 90er Jahren entstanden. Ganze Forschungszweige, die sich der Durchsetzung der „Social Justice“ – der sozialen Gerechtigkeit – verpflichtet haben, wurden neu gegründet. Dazu zählen unter anderem „Gender Studies“, Postcolonial Studies“, „Cultural Studies“, Queer Studis“ und andere mehr. Also alles Disziplinen, die inzwischen auch an europäischen Universitäten gang und gäbe sind.

(Hervorhebung GB)

Das Problem dabei, so Basad:

„Im Zentrum dieser neuen Disziplinen steht nicht mehr der Anspruch, aufzuzeigen, wie die Welt ist, sondern wie die Welt zu sein hat. Diese ‚Social-Justice-Disziplinen‘ haben nichts mehr mit klassischer Wissenschaft zu tun. Vielmehr wurde hier aus einzelnen Bausteinen der Postmoderne eine neue Theorie gebastelt, die dann in Politik und Gesellschaft als absolute Wahrheit gelten soll“ (S. 28).
Und trotzdem

„klammern sich immer mehr staatliche Institutionen, Politiker, Mitarbeiter in Ministerien und Landesregierungen, Universitäten und Schulen, aber auch anerkannte Zeitungen und Medien an diesen Social-Justice-Ansätzen fest“ (S. 29).

Stimmt. Kleine Anekdote dazu: Als ich mal mit einem Vertreter der Stadt Oldenburg ein Interview führte und den Text zur Autorisierung an die Pressestelle der Stadt gab, bekam ich meinen in korrektem Deutsch verfassten Text gegendert zurück.“ (…)

Das ist doch die Frage: wer betreibt diesen Unsinn, und wer unterstützt ihn, und aus welchen Gründen?  Und wie und durch wen ist es zur Übernahme dieser politisch-normativen Projekte gekommen, die nur vermeintlich „wissenschaftliche Disziplinen“ sind? Zitat:

(…) „Ganze Forschungszweige, die sich der Durchsetzung der „Social Justice“ – der sozialen Gerechtigkeit – verpflichtet haben, wurden neu gegründet. Dazu zählen unter anderem „Gender Studies“, Postcolonial Studies“, „Cultural Studies“, Queer Studis“ und andere mehr. Also alles Disziplinen, die inzwischen auch an europäischen Universitäten gang und gäbe sind.“ (…)

Wissenschaftspolitisch wäre es m. E. nötig und geboten, all das schnellstmöglich und ersatzlos zu streichen.

 

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