Charlie Hebdo – im September 2020

„Wir werden niemals aufgeben“: Charlie Hebdo wiederveröffentlicht Mohammed-Karikaturen

von Giulio Meotti  •  5. September 2020

  • !Frankreich beginnt, über den dramatischen Rückgang seiner Meinungsfreiheit nachzudenken.
  • „Mein unglücklicher Klient wird die Freiheit sein…“ —Richard Malka, Anwalt von Charlie Hebdo, Le Point, 13. August 2020.
  • Die westlichen Demokratien haben für das Recht auf freie Meinungsäußerung teuer bezahlt, und wenn es nicht geschützt und ausgeübt wird, kann es über Nacht verschwinden.
  • „Wenn unsere Kollegen in der öffentlichen Debatte nicht einen Teil des Risikos teilen, dann haben die Barbaren gewonnen“. —Elisabeth Badinter, französische Philosophin; im Dokumentarfilm „Je suis Charlie“, 9. September 2015.“ (…)


https://de.gatestoneinstitute.org/16459/charlie-hebdo-mohammed-karikaturen
und:

Der Islam verdient einen Mindesthohn

September 2020: In Pakistan, Ägypten, in der Türkei oder im Iran, in vielen islamischen Ländern gehen Muslime zu Tausenden auf die Straßen, um gegen das französische Satireblatt Charlie Hebdo zu protestieren.
Am 7. Januar 2015 wurde ein großer Teil der Redaktion von Charlie Hebdo ausgelöscht, weil sie Bilder von Mohammed gezeichnet hatten. Zur selben Zeit wurden vier Männer von einem Komplizen der Terroristen ermordet, weil sie jüdisch waren. Der Komplize ging in einen jüdischen Supermarkt, nahm dort Geiseln und tötete vier davon. Danach rief er den französischen Sender BFMTV an, um seine Forderungen zu verbreiten. Der Sender fragte: “Haben Sie das Geschäft aus einem bestimmten Grund ausgesucht?” Die Antwort kam prompt: “Ja. Die Juden!”
Am 2. September 2020 begann im Pariser Justizpalast der Prozess rund um diese Anschläge. Zum Prozessbeginn druckte Charlie Hebdo die Karikaturen von Mohamed erneut ab. Diese Wiederveröffentlichung hat in vielen muslimischen Ländern zu Protesten geführt. In Pakistan wurden die Demonstrationen von der islamischen Partei Tehreek-e-Labbaik angeführt und das iranische Außenministerium erklärte, jegliche respektlose Darstellung von Mohammed sei „absolut inakzeptabel“.
Es ist schon bemerkenswert, wie still die muslimische Welt ist, wenn im Namen Mohameds geschändet und gemordet wird, aber wie laut eben diese muslimische Welt werden kann, wenn über Mohamed gelacht wird.
Kennen Sie dieses Kunstwerk?

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Es heißt „Piss Christ“ und stammt aus dem Jahr 1987. Es wurde von dem amerikanischen Künstler Andres Serrano gemacht und zeigt ein Kruzifix, das in einem Glas mit Urin schwimmt. Das Kunstwerk war Gewinner des „Awards in the Visual Arts“. Der Wettbewerb wurde vom Center for Contemporary Art’s organisiert und wurde mit staatlichen Mitteln gefördert.
Der Künstler wurde nicht ermordet! „Piss Christ“ wurde sogar von der amerikanischen Regierung mit 15.000 Dollar gefördert.
Stellen wir uns mal vor, es gäbe auch einen „Piss Mohammed“. Arabische Minister würden ein Kopfgeld auf den Künstlern ausgelobt. Botschaften und Flaggen würden niedergebrannt. Die amerikanische Regierung würde aufgefordert werden, das Kunstwerk zu verdammen und das deutsche Feuilleton wäre außer sich vor Wut.
(Hervorhebung GB)
Am 11. September 2012 wurde der amerikanische Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Mitarbeiter in Bengasi von einem aufgebrachten Mob ermordet. Aufgebrachte Islamisten stürmten in Kairo die Mauer der amerikanischen Botschaft und rissen die US-Flagge herunter. Als Grund für die Tat gaben sie an, durch den Film „Innocence of Muslims“ beleidigt worden zu sein. Viele deutsche Medien verurteilten daraufhin nicht den Anschlag sondern den Film. Jörg Lau zum Beispiel schrieb in der Zeit:
„Zu dem Film, der den Anlass für den Mord an Stevens hergegeben hat, fällt mir nichts ein. Die Redefreiheit zu verteidigen, kann nicht heißen, dass man diesen Schwachsinn auch verteidigen muss. Natürlich handelt es sich um eine gezielte Hassattacke (…) Denn in unseren Zeiten hat auch ein solcher unspeakable idiot die Möglichkeit, die Welt in Brand zu stecken.“
Stefan Kornelius schrieb in der Süddeutsche Zeitung sogar, der Film sei mindestens genauso schlimm wie der Anschlag:
„Es ist müßig, hier nach Tätern und Opfern zu unterscheiden. Diesmal ging die Provokation von amerikanischen Extremisten aus, islamistische Fanatiker haben sie angenommen und nicht minder radikal zurückgezahlt.“
Als Reaktion auf den Film produzierte die amerikanische Regierung einen Entschuldigungsfilm, kaufte Sendezeit in Pakistan und ließ die Entschuldigung dort senden. In dem Film betonte die damalige Außenministerin Hillary Clinton, die Regierung der USA habe mit dem „islamfeindlichen“ Video “absolut nichts” zu tun. Sie fügte hinzu: “Wir lehnen den Inhalt und die Botschaft absolut ab.” Der Spot endet mit dem US-Wappen, um den offiziellen Charakter des Spots zu unterstreichen.

In einer weiteren Stellungnahme bezeichnete Hillary Clinton den Film als „widerlich und verwerflich“ und fügte hinzu: „Es scheint eine zutiefst zynische Absicht zu haben, eine große Religion zu verunglimpfen und Wut zu provozieren.“

Es ist völlig gleichgültig, ob „Innocence of Muslims“ ein guter oder schlechter Film ist, der Film geht nicht geschmackloser mit Muslime um, als manche Kabarettisten und Comedians mit Amerikanern, Frauen oder Christen. „Innocence of Muslims“ hat Muslime nicht mehr beleidigt als das Satiremagazin Titanic Christen beleidigt. Wer auch nur andeutet, die Filmemacher könnten eine Mitschuld tragen an den Morden in Libyen, führt die Ideologie der islamistischen Fundamentalisten im Feuilleton fort.
Fünf Tage nach einem Mordversuch auf Kurt Westergaard, der eine Mohammed Karikatur für die Jyllands Posten gezeichnet hatte, schrieb Eugen Röttinger von der Südwestpresse:
„Westergaard wollte bewusst provozieren. Und er provoziert, fern jeder Verantwortung unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit, munter weiter: Für ihn sponsort pauschal der Islam den Terror. Er ist mindestens (sic!) so verblendet wie sein Attentäter. Deshalb sind beide gefährlich.“
Nach dem mörderischen Anschlag auf die Künstler von Charlie Hebdo schrieb Bernd Matthies im Tagesspiegel, an dem Vorwurf, der getötete Chefredakteur von Charlie Hebdo, Stéphane Charbonnier, sei ein sturer Dickkopf gewesen, der seine Redaktion in den Tod getrieben habe, sei „irgendwie was dran“. Matthies fügte hinzu, die Redaktion Charbonniers habe „zur Eskalation beigetragen“, indem sie „auf jeden Protest, jede Drohung und schließlich den Brandanschlag 2011 mit neuem, schärferem Spott“ geantwortet habe.
Dieser Vorwurf Matthies klingt wie der Vorwurf an eine vergewaltigten Frau, sie habe mit ihrer Kleidung zur Vergewaltigung beigetragen. So jedenfalls sehen es auch islamische Fundamentalisten, die ihre Frauen, wenn überhaupt, nur verhüllt aus dem Haus gehen lassen.
Im Mai 2015 unterzeichneten hundertvierzig Autorinnen und Autoren einen offenen Brief, der sich gegen die Entscheidung des Verbands PEN aussprach, das Magazin Charlie Hebdo mit dem PEN/Toni and James C. Goodale Freedom of Expression Courage Award für Freie Meinung auszuzeichnen.
Der Brief erkläret, es sei zwar “klar und unbestritten”, dass der Mord von zwölf Menschen in den Redaktionsräumen von Charlie Hebdo “widerlich und tragisch” sei und das Karikaturen “sicherlich nicht durch Gewalt oder Mord” zu beantworten seien, aber, (immer dieses aber), Sie seien auch “besorgt”, weil “Teile der französischen Bevölkerung, die an den Rand gedrängt wurden, durch das Erbe des französischen Kolonialismus geprägt sind und einen großen Prozentsatz frommer Muslime enthalten”, die Karikaturen von Charlie Hebdo als “weitere Demütigung” ansehen könnten, gemacht, um “noch mehr Leid zu verursachen”. Die Unterzeichnenden bezeichnen die Karikaturen als anti-islamisch, anti-Maghreb und anti-arabisch.
Das Recht auf Spott ist ein Menschenrecht, vor allem, wenn sich der Hohn gegen Herrschende richtet. Mit über 1,6 Milliarden Muslimen auf der Welt und mit diversen Ländern, die nach der Scharia leben, ist der Islam eine der mächtigsten Ideologien der Welt. Der Islam herrscht. Diesen Herrscher mit beißendem Spott zu kritisieren, vor allem in Anbetracht der brutalen und unmenschlichen Verbrechen, die im Namen dieser Religion zum Teil von Staats wegen begangen werden, ist aufklärerische Pflicht.
Eines der erfolgreichsten Musicals des Broadways ist „The Book of Mormon“. Es hat neun Antoinette Perry Auszeichnungen für exzellentes Theater erhalten. In dem Stück werden Mormonen bis auf das äußerste verarscht! Das bekannteste Lied des Musicals heißt: „Hasa Diga Eebowai!“ Es bedeutet: „Fick Dich Gott!“ und wird von Bewohnern eines durch einen brutalen Warlord unterdrückten Dorfs gesungen.

Der Text des Liedes lautet übersetzt so:
„Es gibt nicht genug zu essen.
Hasa Diga Eebowai!
Menschen verhungern in den Straßen.
Hasa Diga Eebowai!
Es hat seit Tagen nicht mehr geregnet.
Hasa Diga Eebowai!
80 Prozent von uns haben AIDS.
Hasa Diga Eebowai!
Junge Frauen werden beschnitten, die Klitoris wird ihnen weggeschnitten.
Wir aber schauen in den Himmel und rufen:
Hasa Diga Eebowai!

Wenn die Welt dich runterzieht und da ist niemand, dem Du die Schuld geben kannst, erhebe Deinen mittleren Finger zum Himmel und verfluche seinen elenden Namen! Wenn Gott Dich in Deinen Hintern fickt, fick ihn zurück in seine Fotze!
Falls Ihr nicht mögt, was wir sagen,
Versucht einfach mal, ein paar Tage hier zu leben.
Seht all Eure Freunde und Familie sterben!
Hasa Diga Eebowai!
Fick Dich!

Fick Dich Gott in Deinen Mund, in Deinen Arsch, in Deine Fotze!
Fick Dich Gott in Deinen Mund, in Deinen Arsch, in Deine Fotze!
Fick Dich Gott in Deinen Mund, in Deinen Arsch, in Deine Fotze!“

Was würde wohl geschehen, wenn so über Allah gesungen werden würde?
Niemand kann ernsthaft behaupten, es gäbe lediglich verschiedene Kulturen. Kulturen sind nicht einfach nur verschieden, sie sind unterschiedlich! Es gibt bessere und schlechtere Kulturen.
Wenn ich die Werte der Scharia mit den Werten des Westens vergleiche, ist meine Meinung klar:
Meinungsfreiheit. Besser!
Gleichberechtigung der Geschlechter. Besser!
Kunstfreiheit. Besser!
Freiheit der Wissenschaft. Besser!
Religionsfreiheit. Besser!
Mormonen. Besser!
Ja, Mormonen sind besser. Weil sie keine Ausschreitungen provozieren, keine Fahnen verbrennen, keine Todesurteile ausrufen und keine Morde verüben, nur weil ihr Glaube verarscht wird. Mormonen tolerieren „The Book of Mormon“. Eine Komödie über den Koran hingegen ist unvorstellbar, weil man befürchten muss, ermordet zu werden, wenn man das Falsche über den Islam sagt.
Die offizielle Antwort der Mormonen-Kirche auf das Musical war von einer beeindruckenden Gelassenheit geprägt. Die offizielle Kirche der Mormonen erklärte, das Stück „The Book of Mormon“ könne zwar für einen Abend unterhalten, das wahre Buch Mormon jedoch würde das ganze Leben durch Jesus verändern. Die Autoren des Musicals, Trey Parker und Matt Stone, kommentierten diese Reaktion wie folgt:
„Das ist eine coole, amerikanische Antwort auf eine Verarsche – ein großes Musical, das in ihrem Namen erschaffen wurde. Bevor die Kirche reagierte, kamen ein Menge Leute zu uns und fragten: „Haben Ihr keine Angst davor, was die Kirche sagen wird?“ Trey und ich sagten bloß: „Sie werden cool bleiben.“ Und die Leute sagten: „Nein, werden sie nicht. Sie werden protestieren.“ Und wir sagten: „Nein, werden sie nicht, sie werden cool bleiben.“ Wir waren also nicht von der Reaktion der Kirche überrascht. Wir glaubten an sie.“
Bei „The Book of Islam“ hätte das anders ausgesehen. Islamisten hätten Flaggen verbrannt, Botschaften gestürmt, getobt, gewütet, gemordet und die Süddeutsche, die Zeit und die amerikanische Regierung hätte Verständnis gezeigt. Dieses Verständnis für den Islamismus ist purer Rassismus.
Während bei Christen allgemein davon ausgegangen wird, dass die Mehrheit sehr wohl mit harscher Kritik und sogar mit Beleidigungen des eigenen Glaubens leben kann, wird beim Islam wird so getan, als müssten aus Sorge um den Religionsfrieden Teile der aufgeklärten Freiheit aufgegeben werden. Das ist die Logik der Fanatiker und Rassisten. Der Islam aber verdient wie alle anderen Religionen auch einen Mindesthohn.
Wer Muslimen nicht das selbe zumuten will wie Christen, ist ein Rassist.
Wer nach Einschränkungen der Meinungs- und Kunstfreiheit ruft, weil Muslime angeblich nicht ertragen können, was Christen selbstverständlich ertragen, ist ein Rassist.
Wer in Muslimen nur Menschen erkennt, die gar nicht anders können, als marodierend die Straßen zu stürmen, wenn Mohammed auch nur dargestellt wird, ist ein Rassist.


https://tapferimnirgendwo.com/2020/09/05/proteste-gegen-charlie-hebdo-in-vielen-islamischen-laendern/

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