„Sehr geehrte Mitglieder des Präsidiums!
soweit uns bekannt haben Sie sich bisher noch nicht zu dem Interview vom 11.07.15 von Prof. Dr.Ulrich Kutschera geäußert. Mit diesem Schreiben möchte der AStA Sie dazu auffordern hierzu schriftlich Stellung zu beziehen!
Seit dem Interview wird das Thema innerhalb der Studierendenschaft heiß diskutiert. Mehrere Studierende sind auf uns zugekommen und haben uns darum gebeten diesbezüglich einen Diskussionsprozess einzuleiten!
Unserer Auffassung nach sind die Behauptungen Kutscheras bezüglich der Genderforschung unhaltbare Unterstellungen, die dazu dienen die Forschung zu diffamieren. Er bezeichnet wörtlich die Genderforschung als „Krebsgeschwür“, „Pseudowissenschaft“ und „quasi-religiöse Strömung bzw. Weltanschauung“. Weiter vergleicht er die Genderbewegung mit spirituellen Praxen, dem Kreationismus und sektenförmigen Strukturen. Er spricht von „ein bisschen seriös klingende deutsche Genderbücher“, nennt diese aber nicht explizit und sagt, die Lehrenden/Forschenden seien „Gott sei Dank nur noch W2 besoldet. Das ist ein besseres Lehrergehalt. Ein kleiner Trost.“
Mit dieser Aussage beleidigt er offenkundig seine Kolleg*innen und impliziert gleichzeitig, dass immer noch zu viel Geld für diese Forschung ausgegeben werde. Außerdem erzeugt er mit der Aussage „Wir stehen kurz vor einer Genderisierung der Biologie, dagegen werden wir uns
verwahren“ein klares Feindbild. Darüber hinaus spielt Kutschera wissenschaftliche Disziplinen gegeneinander aus und entwertet
die Sozial- und Geisteswissenschaften, indem er nur die Naturwissenschaften als Wissenschaften anerkennt und von „Sozialkunde“ spricht.
Zitat: „Naturwissenschaftler erforschen reale Dinge […], während in der Sozialkunde vor sich hin theoretisiert wird […]“!
Des weiteren sind seine Äußerungen unserer Auffassung nach abwertend gegenüber Menschen, extrem plakativ und generalisierend. Er verleugnet Geschlechteridentität, reproduziert gesellschaftliche Rollenzuschreibungen und blendet gesellschaftliche Dimensionen des Themas
völlig aus.
Das Interview schadet unserer Auffassung nach dem Ansehen der Universität Kassel, da hier ebenfalls sehr viele geisteswissenschaftliche Disziplinen angesiedelt sind. Insbesondere haben wir an der Universität Lehrstühle für Geschlechterpolitik und Diversität!
Dementsprechend fordern wir Sie auf zu dem Interview, speziell zu den oben genannten Punkten, in einer für die Öffentlichkeit geeigneten Form Stellung zu nehmen.!
Mit freundlichen Grüßen,
Allgemeiner Studierendenausschuss der Universität Kassel“