Stellvertreterkrieg

Von: Christine Bauer-Jelinek – im Gespräch mit Reinhard Jellen
Dieses Interview der Buchautorin von Der falsche Feind – Schuld sind nicht die Männer ist m. E. von großer Bedeutung und wert, dass immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird. Ihr Fazit lautet:

„Sie sagen, der Geschlechterkampf lenkt von den wesentlicheren Fragen der Gesellschaft ab und fordern Frauen und Männer im letzten Kapitel dazu auf, „gemeinsam auf die Barrikaden“ zu gehen. Welche Forderungen meinen Sie damit?

Christine Bauer-Jelinek: Die politische Erkenntnis bei der Erforschung dieses Geschlechterkampfes war für mich, dass es sich eindeutig um einen Stellvertreterkrieg handelt. Wenn man genau hinsieht, wird um nichts Wesentliches gekämpft, was es nicht schon gäbe. Das was erreicht wird, sind Marginalien, ob es nun zehn Frauen mehr in Aufsichtsräten gibt, ist doch total uninteressant. Die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern stellt sich als Mythos heraus und somit sind diese Kämpfe darum Seifenblasen und Scheingefechte. Die wirklich großen Verwerfungen in unserer Gesellschaft sind das Auseinanderdriften von Arm und Reich. Die Schere ist keine zwischen den Geschlechtern, sondern eine zwischen den Klassen. Die Einkommen der Reichen steigen in extremen Maßen an, während immer mehr Menschen immer ärmer werden, während der Mittelstand aufgelöst wird. Das kann man zwar hin und wieder in der Fachliteratur lesen und auch in Sonntagsreden hören, aber wirklich etwas dagegen unternommen wird nichts.

Ganz im Gegenteil: Der Sozialstaat wird weiter zurück gefahren und die Sparpakete fressen noch die letzten Möglichkeiten der Daseinsvorsorge auf. Meiner Meinung nach steuert die Gesellschaft hier auf schwere soziale Unruhen hin. Diese Entwicklung wird zwar auch gehen, aber es wird keine wirkliche politische Anstrengung dagegen unternommen. Dafür lässt sich viel politisches Kleingeld mit der Frauenförderung einstreichen.“  [Hervorhebung: GB]  –  Zum Interview:

http://www.heise.de/tp/artikel/38/38368/1.html

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