„Der Hintern ist eine soziale Konstruktion“

Worum es in der sogenannten Wissenschaft der Gender Studies geht, das ist für Außenstehende in der Regel kaum nachvollziehbar – und das ist durchaus erwünscht. Aber nun läßt sich endlich an einem nachvollziehbaren Beispiel begreifen, mit wie wichtigen Gegenständen und Problemen sich die Forschung in den Gender Studies beschäftigt. Jetzt wissen wir endlich, dass der Hintern eine soziale Konstruktion ist. Das sollte unbedingt jeder wissen, der sich mit akademischer Lehre und Forschung befaßt. Gilt das aber auch für das Hirn: eine spannende Frage, finden Sie nicht? GB

 
„Expertin Uta Brandes über Ideale und Formen:

Warum sind Männer- und Frauenjeans anders geschnitten?

Uta Brandes:

Weil Männer- und Frauenkörper unterschiedlich sind, nicht nur oben herum, das würde ja nicht die Jeans betreffen, sondern auch unten herum, weil Frauen ein breiteres Gesäß haben und vorne dann nicht mehr so viel. Aber das ist nur der anatomische Teil. Dazu kommen noch unsere kulturellen Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit, und an denen orientieren sich die Designer der Jeans. Man könnte sagen, das ist ein Circulus Viciosus. Die Vorstellungen von Weiblichkeit prägen eine Gesellschaft, und die Mode dann wiederum macht daraus, was man als weiblich oder männlich ansieht.

Ist der Frauenhintern dann ein soziales Konstrukt?

Es ist eine Mischung aus beidem, sozialem Konstrukt und anatomischer Form. Aber ich würde sagen, das soziale Konstrukt überwiegt das anatomische. Die Mode macht daraus etwas, sie betont Männlichkeit und Weiblichkeit. Frauenhosen sind super hauteng und konturieren den Po so, dass er apfelmäßig aussieht.

Sieht so die Idealform aus?

Ganz klar, die Apfelform ist die Idealform, das soziale Konstrukt. Obwohl eigentlich die Birnenform viel öfter der Realität bei Männern und Frauen entspricht. Aber die Birnenform ist nicht das Ideal unserer Gesellschaften, weil das nicht für fit und fest steht, sondern für abgesenkt. Man könnte sagen, die Birne ist der Verfall und der Apfel das junge, tolle Ding.“

Zum Weiterlesen:

http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_lifestyle/article108126745/Der-Hintern-ist-eine-soziale-Konstruktion.html

 

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