Brasilien im BRICS – Lager

Scholz erleidet Schiffbruch bei Lula

(…) „Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ist der Ansicht, dass beide Parteien im Ukraine-Krieg Schuld tragen. „Ich denke zwar, dass Russland den klassischen Fehler begangen hat, in das Gebiet eines anderen Landes einzudringen, also hat Russland unrecht“, sagte Lula vor Reportern. „Aber ich denke auch, wenn einer nicht will, zwei nicht kämpfen werden. Man muss den Frieden wollen“, sagte Lula. Er habe von beiden Seiten nur sehr wenig über ein friedliches Ende des Krieges gehört.

Auch werde Brasilien der Ukraine keine Munition für die in Deutschland hergestellten Gepard-Flugabwehrkanonen liefern, erklärte Lula. Sein Land werde mit anderen Ländern zusammenarbeiten, um Frieden in der Ukraine zu erreichen, da Brasilien keine Partei ergriffen habe.“ (…)

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus243517595/Robin-Alexander-Olaf-Scholz-erleidet-Schiffbruch-in-Brasilien.html

und

Kommentar GB:
Man erkennt hieran den faktisch erreichten politischen Einfluß der BRICS-Gruppe, die derzeit dabei ist, sich dem globalen Machtanspruch der USA / NATO dauerhaft zu entziehen. Südamerika, Afrika und wohl auch die islamische Welt dürften sich größtenteils dieser Gruppe – unter mutmaßlicher faktischer Führung durch China – zuordnen. Für die USA geht es um nicht weniger als um ihren Weltmachtanspruch, der jetzt offen in Frage gestellt wird. Eine der zentral wichtigen Fragen ist die nach der zukünftigen Weltwährungsordnung, das heißt die Zukunft bzw. die Beendigung der US-Dollar-Dominanz auf den Weltmärkten. An ihrer Veränderung wird seit längerem in aller Stille gearbeitet. Das Ende dieser spezifischen Dominanz dürfte die globalen Machtverhältnisse tiefgreifend ändern, weil das militärische Machtpotenzial der USA wohl nicht mehr wie bisher finanzierbar wäre. Ihr Einflußbereich dürfte dann mehr oder minder rasch schrumpfen. Ob die USA dann noch Interesse an ihren linksrheinischen Militärbasen haben werden, das bleibt abzuwarten. Derzeit meint man in Berlin, Brüssel und Paris sowie den meisten anderen eurpäischen Hauptstädten, der derzeitige Hegemon bleibe eben dies, aber genau das könnte sich bereits in absehbarer Zeit als eine Fehleinschätzung erweisen. Europa stünde dann nicht mehr – wie vermeintlich jetzt – auf der Gewinnerseite, sondern auf der Seite, die welthistorisch gesehen im Abstieg begriffen ist.
Ob das, was derzeit vor sich geht, nämlich der Übergang von einer unipolaren zu einer multipolaren globalen Ordnung, in Europa angemessen verstanden wird?
Es geht dabei auch darum, die Dialektik der US-Außenpolitik zu verstehen.
Während sie sich nämlich mit fast allen, auch mit militärischen Mitteln darum bemüht, das BRICS – Lager zu schwächen, was sich im Ukraine-Krieg indirekt ausdrückt, treibt sie zugleich kontraintentional und reaktiv dessen engeren Zusammenschluß voran und motiviert damit noch abwartende Staaten, sich diesem Lager – sei es still oder sei es offen – zuzuordnen.
Dessen Struktur dürfte als eine multipolare in Erscheinung treten, weil Brasilien, Rußland, Indien und China jeweils in ihrer näheren geopolitischen Einflußsphäre die Führungsrolle zufallen dürfte, während die global abgestimmte Führung der Gruppe vermutlich von China übernommen werden würde, einfach deswegen, weil China (mit Rußland) dazu am ehesten in der Lage sein dürfte.
Aus dieser mittel- bis langfristigen Sicht betrachtet steht Rußland keineswegs mit dem Rücken zur Wand, ganz im Gegenteil.
Die Herausbildung der BRICS-Gruppe eröffnet für Rußland voraussichtlich bedeutende neue weltpolitische Chancen, aber die liegen dann eben weniger in Europa als in Asien, das derzeit mittels der „Neuen Seidenstraßen“ von China infrastrukturell erschlossen wird.
Und die Europäer werden dann diejenigen sein, die in diesem geopolitischen Zusammenhang ihre großen historischen Chancen verspielt haben werden, es sei denn, es käme zu einem Politikwechsel, der derzeit aber wenig wahrscheinlich ist. Das ist nicht zuletzt der Preis der jetzigen Abhängigkeiten, aber auch von offensichtlichen Fehlbesetzungen in wichtigen poltischen Ämtern.
Hierzu Literatur:

9. Januar 2023

Die Grünen: Von der Protestpartei zum Kriegsakteur
und eine knappe Anmerkung von jemandem, der m. E. über Urteilskraft verfügt:
und ebenso diese Hinweise:

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