Interview mit Horst Teltschik

Aktualisiert am 28.04.2022, 15:29 Uhr

Horst Teltschik saß mit am Tisch, als Helmut Kohl mit Michail Gorbatschow über die Deutsche Einheit verhandelte.
Als ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz hat der inzwischen 81-Jährige nach wie vor gute Beziehungen nach Moskau und Kenntnisse über die russische Politik.
Im Interview mit unserer Redaktion spricht er über die drohende Gefahr eines Nuklearkrieges, über Versäumnisse des Westens in der Beziehung zu Russland und über Angela Merkel, der er als einziger zutraut, noch eine persönliche Ebene zu Wladimir Putin zu finden.

https://www.gmx.net/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/ex-kohl-berater-person-putin-verhandeln-36816434

Kommentar GB:

Ein interessantes Interview, sehr lesenswert! Eine Passage sei hier hergehoben:

(…) Welche Motive treiben Putin an?

Das können wir leider alles nur vermuten, denn seine offiziellen Erklärungen sind von einer Art missionarischen Sendungsbewusstsein geprägt, so dass man nicht weiß, wie ernst sie gemeint sind. Mit Sicherheit hat Russland ein Interesse, dass die Ukraine nicht Mitglied der Nato werden kann, dass sie neutral ist und militärisch für Russland keine Bedrohung darstellt, dass die bereits besetzten Gebiete Krim und Donbass einen pro-russischen Status bekommen. Das war auch Bestandteil des Minsker Abkommens. Und man muss natürlich auch die Ukraine fragen, warum sie beim Minsker Abkommen so wenig beweglich war.“ (…) (Hervorhebungen GB)

Nun, auf diese zuletzt gestellte Frage könnte es zwei Antworten geben: erstens eine fehlende Bereitschaft auf ukrainischer Seite aufgrund der Entfaltung des ukrainischen Nationalismus seit 2014, und zweitens, sicherlich weit wichtiger, der Einfluß der US-Außenpolitik auf die ukrainische Führung. Diese beiden denkbaren Gründe schließen sich aber nicht aus, sondern ergänzen sich. Paris und Berlin hätten sicherlich hinreichend Druck auf Kiew ausüben können, um die Umsetzung des Minsker Abkommens durchzusetzen, aber eben nicht gegen den verdeckten, aber wirksamen Willen der US-Außenpolitik in der Ukraine: unter diesen Umständen hatten sie diesen Einfluß eben nicht; Berlin sowieso nicht, aber auch nicht Paris.

In diesem Sinne lassen an dem Beispiel die realen Kräfteverhältnisse ablesen, die zur Kenntnis zu nehmen sind.

 

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