Marco Gallina: Europa braucht Ritter

„In einem kürzlich erschienenen Aufsatz setzte sich der katholische Publizist Marco F. Gallina mit der strategischen Lage der westlichen Welt und möglichen christlichen Antworten auf die damit verbundenen Herausforderungen auseinander. Das säkulare Europa erkenne weder die Lage, in der es sich befinde, noch habe es Antworten auf die erwähnten Herausforderungen. Das Christentum könne hier helfen, denn es habe mit dem Mönch und dem Ritter zwei strategische Archetypen hervorgebracht, die sich in historischen Krisen bewährt hätten. In der gegenwärtigen Lage benötige Europa vor allem den Typus des Ritters.1 .“  (…)
„Der „mythische Mangel“ einer Europäischen Union, die mit der europäischen Tradition gebrochen habe und sich ausschließlich auf das Erbe der Französischen Revolution stütze, verhindere, dass diese den „zivilisatorischen Kontrast“ erkenne, der hinter den erwähnten Herausforderungen stehe. Diese Union sei in ihrer gegenwärtigen nihilistischen Form unfähig dazu, das Eigene gegen die erwähnten Herausforderungen zu bewahren. Es sei nicht realistisch anzunehmen, dass sich dies mittelfristig ändern werde.“ (…) „Der Soziologe James Davison Hunter hatte sich aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive mit der kulturellen Erneuerung von Gesellschaften auseinandergesetzt und beobachtet, dass kultureller Wandel stets von Eliten ausgehe. Wer kulturelle Erneuerung anstrebe, müsse daher auf einer Gegenelite aufbauen, die in etablierte Eliten hineinwirke und sie von innen heraus verwandele.“  (Hervorhebungen GB)
Kommentar GB:
Der Artikel ist sehr lesenswert, auch wenn man dessen traditionell katholische Perspektive nicht teilt, sondern eine aufklärungsphilosphische Perspektive einnimmt, die bekanntlich nicht irrationalistischer, sondern rationalistisch-empiristischer Art ist.
Der Hinweis auf den Nihilismus ist m. E. allerdings wichtig und zutreffend. Denn eben dieser Nihilismus, der allen Werten gegenüber gleichgültig ist, also neben den tradierten religiös fundierten Werten ebenso gegenüber jenen der Aufklärungs-philosophie selbst, läßt uns erblinden für die tatsächliche Gefahr und öffnet die Tore, um die sehr praktische Bedrohung durch einen fremden Irrationalismus auch noch mit eigenen Händen in die Stadt zu holen. Dieser selbstzerstörische Nihilismus ist daher als solcher, nicht nur wegen seiner Wirkungen ebenso aus rationalistisch-empiristischer Perspektive eine existenzelle Gefährdung, die gerade nicht von außen kommt, sondern die sich aus einer dekadenten Degeneration des Aufklärungs-prozesses entwickelt hat. Das ist das Kernproblem.

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