All human lives matter. Hautfarbenorientierung ist keine Lösung

By Hartmut Krauss
Posted 21. Juni 2020
„Sich mit aller Schärfe gegen tatsächliche rassistische Einstellungen und Handlungsweisen zu wenden, ist absolut richtig und notwendig. Denn ‚Rassismus‘ ist eine anti-menschenrechtliche ideologische Einstellung bzw. ein irrationales Vorurteilsmuster, das Menschen aufgrund biologischer (Abstammungs-)Merkmale, oftmals festgemacht an der sichtbaren Hautfarbe, spekulativ-willkürlich als negativ, d.h. „irreversibel minderwertig“ und „schlecht“ bewertet. Entgegen gängiger Klischees ist der Hautfarbenrassismus ursprünglich eine Hervorbringung aus dem Kontext der arabischen, später arabisch-islamischen Sklaverei und wurde von dort in den europäischen Sklavenhandel und Kolonialismus transportiert[1]. Ihm gegenüber steht die radikalaufklärerische Leitidee des universalistischen Humanismus, die Schluss macht mit der hierarchisch-repressiven Einteilung von Menschen nach biologischen Abstammungsmerkmalen, religiöser Gruppenzugehörigkeit und Standesunterschieden. „Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. Gesellschaftliche Unterschiede dürfen nur im allgemeinen Nutzen begründet sein.“ (Artikel 1 der Erklärung der Menschen- und Bürgerechte vom 26. August 1789) Der Artikel 9 dieses grundlegenden Dokuments lautet: „Da jeder solange als unschuldig anzusehen ist, bis er für schuldig befunden wurde, muss, sollte seine Verhaftung für unumgänglich gehalten werden, jede Härte, die nicht für die Sicherstellung seiner Person notwendig ist, vom Gesetz streng unterbunden werden.“
Bei der Verhaftung von George Floyd wurde dieses letztgenannte Prinzip massiv verletzt, so dass der unmenschliche und empörende Vorfall berechtigten Protest auslöste. Möglicherweise lag dieser videodokumentierten tödlichen Gewaltanwendung auch ein rassistisches Motiv zugrunde. Aber erwiesen ist das bislang nicht.
So berechtigt und nachvollziehbar die Proteste im Hinblick auf ihre Auslösung auch sind, so sind sie dennoch in ihrer Durchführung zu kritisieren, insofern sie mit Plünderungen, gewalttätigen Ausschreitungen und aggressiver Bilderstürmerei verbunden sind. Ginge es darum, Denkmäler aus vormodern-mittelalterlichen Herrschaftszivilisationen mit inklusiver Sklaverei zu stürmen, würde keine Kirche (der Ketzerverbrenner) und keine Moschee (der Ungläubigenhasser und -vernichter) mehr stehen.
Auch die Bewegungsparole „Black lives matter“ (BLM) markiert keine progressive Überwindung der antihumanistischen Einteilung und Abwertung von Menschengruppen nach biologischen Abstammungsmerkmalen/Hautfarben, sondern bleibt in Form einer einfachen Negation dem rassistischen Einteilungsschema verhaftet bzw. verkehrt es tendenziell ins Gegenteil. Der Selbstüberhöhung des weißen Rassismus wird nicht entgegengehalten „Alles menschliche Leben zählt, und damit natürlich auch das der Schwarzen“, sondern „Leben zählt vor allem dann, wenn es schwarz ist“ und „Der Täter ist immer ein Weißer“. Völlig zurecht wurde deshalb kritisch festgestellt:
„BLM verleiht (…) dem Wert des Lebens von jemandem wie George Floyd hauptsächlich deshalb Bedeutung, um die Verbreitung, Popularisierung und Zementierung der eigenen Ideologie zu fördern. Wäre George Floyd von einem schwarzen Polizeibeamten getötet worden, der Floyd das Knie in den Nacken zwang, wäre BLM nicht in Aktion getreten. Daher wissen wir, dass BLM heuchelt: Dave Patrick Underwood, ein schwarzer Polizist, wurde während der Unruhen nach Floyds Tod im Dienst vor einem Gerichtsgebäude erschossen und getötet. Der pensionierte schwarze Polizist David Dorn wurde von Plünderern getötet, während er den Laden eines Freundes bewachte. Italia Marie Kelly, eine 22-jährige Schwarze, wurde auf der Flucht vor einem gewalttätigen Black-Lives-Matter-Protest in Iowa tödlich in den Rücken geschossen. BLM verhielt sich gegenüber diesen Todesfällen bemerkenswert passiv. Wenn man bedenkt, dass eine der BLM-Hauptparolen ‚Schweigen ist Mittäterschaft‘ lautet, was verrät das über die Bewegung?“[2] “ (…)

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