Hartmut Krauss
Eine kritische Anmerkung zu Demografie und verordneter (Bestandserhaltungs-)Migration
Bei näherer Betrachtung weist der international gesteuerte und politisch medial vorherrschende Diskurs bzgl. Demografie/Bevölkerungsentwicklung und Migration zwei zentrale und schwerwiegende Defekte auf:
1. Ein dogmatisch geschlossenes Negativbild der westlichen Demografie (Älterwerden, Rückgang der Geburtenrate als Horrorvorstellung) sowie
2. Eine bornierte Ausblendung und/oder Bagatellisierung der Überbevölkerungsproduktion in nichtwestlichen Herrschaftsregionen als Kernproblem und vielfältiger Krisengenerator. Stattdessen wird auf ebenso dogmatische sowie pseudohumanitär verbrämte Weise eine inhaltsabstrakte bzw. inhaltlich disparate (ungesteuerte) Zuwanderung aus den rückständig-überbevölkerten Regionen nach Europa empfohlen und als „Bestandserhaltungsmigration“ in Gestalt der UN-Replacement- und Resettlement-Politik in die Tat umgesetzt. Diese läuft – de facto in Form einer negativ folgenreichen hauptsächlich muslimischen Massenzuwanderung – im Endeffekt auf eine regressive und kulturzerstörerische Widerspruchslösung hinaus, wird aber von den politisch-ideologischen Protagonisten des globalkapitalistischen Herrschaftskartells dennoch als alternativlose „Veränderung“ ausgegeben. Wer sich dieser angeblich alternativlosen und reklametechnisch als bunt und weltoffen „hochgejazzten“ Veränderung nicht bedingungslos unterwirft, wird mit Diskriminierung („Rassist“, „Fremdenfeind“, „Nazi“) und Ausgrenzung bestraft, wofür neben den McWorld-Medien eine ganze globalkapitalistische Diffamierungsindustrie in Gestalt von gesponserten NGOs zur Verfügung steht (siehe die aus ideologischen Desorientierungsgründen als „Linke“ ausgegebenen ge- und verkauften „Cheerleadergruppen“ des Soros-Clans).
Zu 1.: Entgegen dem vorherrschenden Negativbild ist eine höhere durchschnittliche Lebenserwartung sowie ein Absinken der Geburtenrate zunächst einmal das Produkt einer Verbesserung der menschlichen Daseinsbewältigung infolge a) eines akkumulierten wissenschaftlich-technischen Fortschritts, darin eingeschlossen der medizinische Fortschritt, b) einer Erhöhung des durchschnittlichen Bildungsniveaus und der Wissensaneignung vermittels der Ausdehnung von Ausbildungszeiten, c) der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen (Auflösung des reinen Hausfrauendaseins), d) der Installierung sozialer Sicherungssysteme und e) der soziokulturellen Modernisierung von Lebensläufen und Lebensstilen.
Im vorherrschend negativen gesellschaftlichen Diskurs wird die Zunahme von mehr älteren Menschen, die de facto ein höheres Wohlstandsniveau indiziert, im Sinne eines ökonomistisch-utilitaristischen Nutzendenkens primär als Belastung angesehen und implizit suggeriert, als erkrankten alle Gesellschaftsmitglieder ab 65 an Alzheimer und müssten fortan in Altenheimen rund um die Uhr gepampert werden. Tatsächlich aber sind heutzutage Menschen im Alter zwischen 60 und 80 Jahren und darüber hinaus im Durchschnitt bzw. in einer sehr großen Zahl viel fitter, agiler und kognitiv sowie sozialkommunikativ deutlich leistungsfähiger als ältere Menschen in früheren Jahrzehnten, ohne dass dieses deutlich gewachsene „Fitnesspotential“ gesellschaftlich genügend genutzt und gefördert wird. Zu denken wäre zum Beispiel an unterschiedliche Formen von Teilzeitbeschäftigung und honorierter Beratungs- und Unterstützenstätigkeit in Kombination mit dem Rentenbezug etc. Voraussetzung hierfür wäre allerdings die Überwindung des verbreiteten Jugendwahns in Personalbüros sowie in der konsumistischen Werbeindustrie, d.h. ein struktureller und mentaler Umbau der „alternden“ Gesellschaften. Insbesondere müsste die aktuelle Tendenz gebrochen werden, ältere Beschäftigte vorschnell auszusortieren und gleichzeitig jüngere Beschäftigte als „Dauerpraktikanten“ mit niedrigen Gehältern und befristeten Verträgen zu verheizen. Diese destruktive Doppelung legt zum einen auf irrationale Weise „Humankapital“ brach und bestärkt auf der anderen Seite ein defensives Reproduktionsverhalten der jüngeren Beschäftigten.
D.h.: Die im Zeichen des neoliberalen Umbaus der spätkapitalistischen Gesellschaft durchgesetzte umfassende Flexibilisierung und Risikosteigerung der Lohnarbeit sowie der verschärfte arbeitsmarktbezogene Konkurrenzdruck (Neuformierung des stummen Zwangs der ökonomischen Verhältnisse) sind wesentlich dafür verantwortlich, dass die Erzeugung von Nachwuchs in den produktiven (arbeitsorientierten) Kernschichten der Gesellschaft unter die Bestandserhaltungsrate abgerutscht ist.
Abstrahiert man von der willkürlichen (kontingenten) Umstrukturierung der spätkapitalistischen Arbeitsverhältnisse im Zeichen des Neoliberalismus sowie von der ebenso willkürlich fehlgeschlagenen „fordistischen“ Zuwanderungspolitik im kurzsichtigen Interesse des westdeutschen Großkapitals, dann erscheint auf der anderen Seite das stets zitierte Horrorgemälde von den überlasteten nachwachsenden Generationen, die immer mehr Alte ernähren müssten, als übertrieben bis schief. Denn dabei bleiben zumindest zwei sehr schwerwiegende Sacherhalte unberücksichtigt:
1) Der quantitativ abnehmende Nachwuchs reduziert nachhaltig den Konkurrenzdruck im Wettbewerb um mittlere bis höhere Erwerbsarbeitspositionen: Je weniger Wettbewerber in der gleichen Alterskohorte auf dem Arbeitsmarkt antreten, desto besser die Chancen für Nachwachsende mit einem mittleren bis hohen Qualifikationsprofil bzw. entsprechenden Zertifikaten (Stichwort: Fachkräftemangel) auf einem tendenziell deutlich entlasteten Arbeitsmarkt. In dieser durchaus wesentlichen Hinsicht verbessern sich somit potentiell die Lebensperspektiven der kommenden Generationen. Gleichzeitig könnte aufgrund der demographisch entlasteten Arbeitsmarktkonstellation die Masse der nichterwerbstätigen Sozialtransferbezieher im erwerbstätigen Alter sinken, so dass infolgedessen die Sozialkassen entlastet würden. (Allerdings wäre das nur möglich, wenn gleichzeitig die soziokulturell divergenten und sozialisatorisch dysfunktionalen Sozialmilieus eingedämmt bzw. proportional reduziert werden. Tatsächlich wachsen diese aber infolge der verordneten Massenimmigration.)
2) Im vorherrschenden einseitigen Diskurs werden die Alten ausschließlich als Kostenfaktor und die Jüngeren als Kostenträger beschworen. Dabei wird aber übersehen, dass die Alten insbesondere auch als vererbende Sponsoren und die Jüngeren als erbende Nutznießer fungieren. Insgesamt betrachtet haben die privaten Haushalte in Deutschland ein Gesamtvermögen von brutto fast 11 Billionen Euro aufgebaut, an dem vor allem Ältere einen Anteil haben. Vor diesem Hintergrund ist in den Jahren bis 2020 mit einem Gesamtvolumen (Geld-, Immobilien- und Gebrauchsvermögen) an Erbschaften von 3,3 Billionen Euro in rund 11 Millionen Erbschaftsfällen zu rechnen. Davon entfallen auf den Zeitraum 2009 bis 2014 etwa 1.425 Milliarden Euro, während zwischen 2015 und 2020 das Volumen auf 1.900 Milliarden Euro ansteigen dürfte. Das vererbte Geldvermögen dürfte sich bis zum Jahr 2020 auf etwa 1.560 Milliarden Euro belaufen. Das bedeutet: Auf einen quantitativ verkleinerten Nachwuchs läuft in mehr als der Hälfte der Fälle eine nicht zu verachtende Erbschaftslawine zu, zu der gerade auch kinderlose Onkel und Tanten sowie andere Verwandte beitragen. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass Erbschaften ebenso wie das Vermögen ungleich verteilt sind. Immerhin sind aber mehr als die Hälfte der Bevölkerung Erben in spe. Dabei wird in etwa zwei von drei Erbfällen das durchschnittliche Erbvolumen von 240.000 Euro je Erbfall nicht erreicht. „Vor dem Hintergrund eines wesentlich höheren Einkommens und Vermögens sind vor allem in den alten Bundesländern hohe Erbschaften zu verzeichnen; die Erbschaften in den neuen Bundesländern erreichen nur 35 Prozent des Durchschnittsniveaus der alten Bundesländer. Das durchschnittliche Erbvolumen Hamburgs ist beispielsweise mehr als viermal so hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern.“
Fazit: Eine Zunahme von älteren und alten Menschen aufgrund einer höheren durchschnittlichen Lebenserwartung ist prinzipiell ein Indikator für ein hohes gesellschaftliches Lebensniveau. Demgegenüber ist das Absinken der Reproduktionsrate unter das Bestandsniveau/Typ 1 das kontingente Resultat eines durch absolute Profitdominanz geprägten Systems der gesellschaftlichen Arbeit, während der Anstieg der Reproduktionsrate über das Bestandsniveau/Typ 2 (mit der Folge der systematischen Lebensverschlechterung der expansiv nachwachsenden Generationen) Ausdruck prämodern-rückständiger Sozialverhältnisse und entsprechender ideologischer (religiöser) Bedeutungssysteme ist. Die gesellschaftliche Problematik in weiten Teilen Europas und so auch in Deutschland ist nun dadurch gekennzeichnet, dass sich zuwanderungsbedingt eine negative Synergie bzw. problematische Koexistenz zwischen beiden Typen herausgebildet hat. Generell ist davon auszugehen, dass die dialektische Verflechtung und Durchdringung von spätkapitalistischer und prämodern-religiöser Herrschaftskultur die dynamische Pathologie der Spätmoderne kennzeichnet: „Der Islam (und mit ihm seine sozialisationswirksame Herrschaftskultur) gehört zu(m spätkapitalistischen, parteichristlich-neoliberal regierten) Deutschland als regressiver Faktor“.
Literatur:
Beck, Friederike: Die geheime Migrationsagenda. Wie elitäre Netzwerke mithilfe von EU, UNO, superreichen Stiftungen und NGOs Europa zerstören wollen. Rottenburg 2016.
Krauss, Hartmut: Der Islam als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung. Ein analytischer Leitfaden. Osnabrück 2013.
Kommentar G. Buchholz:
Ich greife folgende Passage auf:
„D.h.: Die im Zeichen des neoliberalen Umbaus der spätkapitalistischen Gesellschaft durchgesetzte umfassende Flexibilisierung und Risikosteigerung der Lohnarbeit sowie der verschärfte arbeitsmarktbezogene Konkurrenzdruck (Neuformierung des stummen Zwangs der ökonomischen Verhältnisse) sind wesentlich dafür verantwortlich, dass die Erzeugung von Nachwuchs in den produktiven (arbeitsorientierten) Kernschichten der Gesellschaft unter die Bestandserhaltungsrate abgerutscht ist.“
Diese soweit zutreffende Sichtweise ist m. E. unvollständig und daher zu ergänzen. Warum?
Erstens muß die Markteinführung der Pille zur Empfängnisverhütung berücksichtigt werden, durch die Schwangerschaften vermeidbar wurden.
Zweitens spielt die Familien- bzw. richtiger die Anti-Familienpolitik eine eigene Rolle. Es ging um die Freigabe der Abtreibung, die nach § 218 StGB verboten war (und bis heute verboten ist), allerdings ist § 218 StGB seit der Reform der 70er Jahre mit aufweichenden Ausnahmen verbunden. Die Pille und die praktisch erheblich erleichterte Abtreibung (durch die „soziale Indikation“) wirken in dieselbe Richtung, nämlich der einer Absenkung der Geburtenrate.
Drittens ging es – vermittelt über grundlegende Änderungen des Ehe- und Familienrechts (Scheidung, Unterhalt, Sorge) – um die Abwertung und die Überflüssigmachung des Vaters.
Viertens ging es um die Aufhebung der Strafbarkeit der männlichen „Homosexualität“ (§ 175 StGB), die sich über die Jahrzehnte bis zum heutigen Genderismus weiterentwickelt hat.
Insgesamt war das eine Entwicklung und Politik, die dem Inhalt und dem Sinn des Art. 6 Grundgesetz widersprach und m. E. zunehmend widerspricht.
Daher gibt es gesellschaftliche Auseinandersetzungen auf diesen Feldern.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …
Ähnliche Beiträge