Zum Stand der Meinungsfreiheit in Deutschland

im Novemer 2019  –  ein exemplarischer Fall:
Betreff: Rücknahme Unterzeichnung Frankfurter Erklärung

Sehr geehrter Herr Prof. Buchholz,
ich habe im Jahr 2011 die von Ihnen initiierte Frankfurter Erklärung
unterzeichnet, die ich nach wie vor für gut und richtig erachte. Die
Website der „Frankfurter Erklärung“ hat allerdings in den letzten
Jahren, insbesondere im „Medienspiegel“, zunehmend auch Themen
aufgegriffen, die mit der Frage der Gleichberechtigung nichts oder nur
vermittelt zu tun haben. Ich halte alle diese Themen für durchaus
wichtig und diskutierenswert, wenn ich auch nicht alle Thesen teile, die
von den Texten zuweilen impliziert werden.
Leider bin ich in letzter Zeit aber immer wieder mit diesen Themen
identifiziert und aufgrund meiner Unterzeichnung der Frankfurter
Erklärung als „islamophob“ und „AfD-nah“ denunziert worden – ein
Umstand, der für das aktuelle Debattenklima leider bezeichnend ist, in
dem es offenbar nicht mehr möglich ist, sich mit Argumenten über ein
strittiges Thema auszutauschen und in dem stattdessen auf Diffamierungen
zurückgegriffen wird. Da ich freilich kein gesteigertes Bedürfnis habe,
mich für Positionen verteidigen zu müssen, die ich oft gar nicht einmal
teile, möchte ich meine damalige Unterschrift zurückziehen und würde Sie
bitten, meinen Namen von der Unterstützerliste zu nehmen. Ich hoffe, Sie
haben dafür Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen,
R. M.

Sehr geehrter Herr R.,
ich möchte zunächst auf folgende, dem Freitagsbrief vorangestellte Anmerkung hinweisen:
„Bei meinem Freitagsbrief handelt es sich um eine Auswahl aus dem Medienspiegel der Frankfurter Erklärung zur Gleichstellungspolitik, aber jene Erklärung steht mit ihrem besonderen Zweck ganz für sich. Es gibt eine Liste von Unterzeichnern, aber diese steht in keinerlei Zusammenhang mit dem Medienspiegel. Im Medienspiegel werden täglich Nachrichten aufgegriffen, und manche werden kommentiert.Der Freitagsbrief stellt eine Auswahl aus dem Medienspiegel der jeweils vergangenen Woche dar, wobei der mündige Leser vorausgesetzt wird.
Daher identifiziere ich mich nicht mit allem, was hier als wöchentliche Auswahl gebracht wird.Zwar bilde ich mir eine möglichst gut begründete Meinung, weiß aber um meine Fähigkeit zum Irrtum, so wie sie für alle Menschen gegeben ist. Deshalb ist mir begründete Kritik immer willkommen, denn sie ist das Mittel, um Denk- oder Sachfehler zu erkennen und zu beseitigen.“
Aber in einer Zeit, in der frei erfundene, begründungs- und beleglose Zusammenhänge („Konnotationen“; Zuschreibungen; Verleumdungen) üblich geworden ist, kann ich Ihr Problem verstehen – aber es im Grunde weder mein Problem noch ist es Ihr Problem. Dennoch muß damit umgegangen werden, und in diesem pragmatischen Sinne gebe ich Ihre Bitte an den Admin. weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Günter Buchholz
PS:
Mit einem Hinweis auf: https://hintergrund-verlag.de/


Sehr geehrter Herr Prof. Buchholz,
ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihr Verständnis. Die Lage an deutschen Hochschulen hat sich inzwischen in der Tat in einer Weise entwickelt, die mit Meinungsfreiheit und offenem Diskurs nicht mehr viel zu tun hat. Eigentlich wäre es Zeit, dass die davon Betroffenen sich zusammenschließen und eigene Netzwerke, vielleicht sogar Institutionen schaffen. Sie kennen sicherlich dieses Interview mit Niall Ferguson:
https://www.nzz.ch/feuilleton/niall-ferguson-als-rechter-bist-du-ein-potenzieller-nazi-sozialisten-und-kommunisten-hingegen-sind-moralisch-einwandfreie-sozialdemokraten-ld.1467954
Leider ist es in Deutschland inzwischen nicht mehr anders.
Mit herzlichen Grüßen,
R. M.

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