18. September 2019
Dr. Gudrun Eussner
Brexit. David Cameron: For the Record
„Zu Protokoll“! Mit Spannung wird das Erscheinen des Buches erwartet, in dem der gescheiterte Premierminister Rechnungen begleicht mit einzelnen Parteikollegen, besonders mit Boris Johnson, die sind allesamt „Lügner“, und in dem er auch ein wenig vom Tod seines sechsjährigen Sohnes Ivan, vor zehn Jahren, an einer unheilbaren Krankheit erzählt. Auf 752 Seiten kann man an seinem Beispiel ablesen, wie verkommen die politischen Eliten heuer sind! Für runde 800 000 £ (900 250 €) habe Verleger William Collins die Rechte am Buch vom Autor erworben. „Aber in England wie in Frankreich ist die Veröffentlichung von politischen Büchern keine exakte Wissenschaft,“ schreibt der Londoner Korrespondent des Figaro Arnaud de La Grange.
Wer die Begeisterung der Delegierten für die Schlußrede der Vorsitzenden der Liberaldemokraten Jo Swinson, auf der Parteikonferenz, in Bournmouth, 14. bis 17. September 2019, gesehen hat (Video 4:25:40 – 5:07:50), der weiß, daß der Einsatz mindestens verdoppelt wird. Das Buch kostet als Hardcover zwischen 17,49 £ und 25 £. Es werden sicher 100 000 und mehr Käufer das Buch erwerben. 16,1 Millionen Bürger wählten, am 23. Juni 2016, Remain. Da liegt das Käuferpotential.
Bei den Brexiteers sowie bei denjenigen, die wie ich seit dem 23. Juni 2016 den Verfall der Demokratie in Großbritannien verfolgen, wird das Buch weniger Käufer finden. Man kann sich mit Rezensionen begnügen. Die des Figaro reicht mir schon: David Cameron bereue die Durchführung des Referendums, „bei der Tatsache, daß wir verloren haben“ [!]. 2013 habe er ein Referendum versprochen, um den Euroskeptikern der Tories, der Labour Party und der UKIP des Nigel Farage, des Vertreters einer selbstverständlich als Minderheit eingeschätzten austrittswilligen Bevölkerungsgruppe, ein für allemal die Antwort zu geben. Das kommentiere er mit: „Ich habe versagt“.
Über die Remainer sagt er mehr aus, als denen lieb sein kann, nicht wahr, Anna Soubry, Dominic Grieve et al.? Die Dame in der schwarz-weißen Jacke steht mit anderen im Rüstungsgeschäft tätigen Remainer-Abgeordneten, die von einer EU-Armee träumen, neben Michel Barnier, dem vom Präsidenten der EU-Kommission Jean-Claude Juncker, Anfang 2015, zum Sonderberater bei der EU-Kommission für die Verteidigungs- und Sicherheitspolitik ernannten Brexit-Unterhändler der EU.
Boris Johnson wäre ein Brexiteer seiner eigenen Ambitionen, seiner politischen Karriere wegen. In Wirklichkeit glaubte er nicht an den Brexit. Und dann ergänzt Arnaud de La Grange aus dem Buch, daß David Cameron dem Boris Johnson das Verteidigungsministerium angeboten hätte, um ihn zum Remainer zu machen. Wer bis dahin noch geglaubt hat, beim Brexit ginge es vor allem um den Backstop, der weiß es spätestens jetzt besser.
Es geht darum, ob Großbritannien sich den militärstrategischen Plänen Frankreichs und Deutschlands unterwirft und in deren System subalterne Positionen besetzt, oder ob es mit den USA, dem Commonwealth und anderen Partnern, mit der EU beispielsweise, gleichberechtigt Bündnisse schließt.
„Unterm Strich geht es darum, daß, welchen Austrittsvertrag auch immer wir erreichen – einschließlich WTO-Regeln -, wir verstrickt sind in ein System, das unsere Souveränität über die Verteidigung und unsere Streitkräfte beseitigt. Wir können die Kontrolle nur zurück gewinnen mit einer Rechtsverordnung, die diese Kontrolle von Brüssel beendet.“




