Buchbesprechung
Francis Fukuyamas „Identität“
- –Aktualisiert am 02.04.2019
Jeder Gruppe ihre eigene Bedrohung: Francis Fukuyama untersucht die Gründe für das Erstarken von Identitätsfragen in der Politik. Wäre nur seine fragwürdige Hierarchisierung sozialer Ungerechtigkeiten nicht.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/francis-fukuyama-ueber-identitaetsfragen-in-der-politik-16089284.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Cornelia_Koppetsch
Kommentar Michael Mansion:
Wäre ich ein Soziologe wie Francis Fukuyama und hätte ich mal eine solche Sache wie „Das Ende der Geschichte“ losgelassen, dann würde ich mich irgendwo verkriechen, wo man mich hoffentlich nicht mehr findet. Er kann aber sicher sein, auch weiterhin schwafeln zu dürfen und dabei zugleich hohes Ansehen zu genießen.
Der FAZ-Beitrag ist natürlich ein Kommentar und er beginnt gleich damit, dass sich die Polen und die Ungarn (wieder) dem Autoritarismus zuwenden, was man ja gerne (etwa im Falle Polens) am Eingriff in die Justiz glaubt festmachen zu können. Ich sage dazu, dass ich – falls politisch verantwortlich – selbstverständlich einen Richter sofort entlassen würde, der (wie am BGH) ein Verbot der Kinderehe für nicht verfassungsgemäß erklärt. Ich habe also ein gewisses Verständnis für die Situation in Polen, wenn es dort ähnlich Verrückte geben sollte.
Ich kann auch nicht erkennen, dass sich die Menschen in den westlichen Ländern von der Demokratie abwenden. Sie haben von ihr allerdings schon sehr lange die Vorstellung, es handele sich um eine Art von Wohlfühlpark, der zwar teuer ist, ihnen jedoch die Beschäftigung mit der
sie umgebenden Gesellschaft freundlich abnimmt. An Eigenbeteiligung ist eher nicht gedacht.
Auch in diesem Beitrag wieder die völlig verquere Links/Rechts -Analyse, bei der zwar der Blick auf die Linke in soweit stimmt, weil sie das soziale Projekt nicht mehr bedienen, was ihre ureigenste Aufgabe wäre, aber die Konservativen sind doch nicht grundsätzlich „Rechte“. Werch ein Illtum!
In der Tat konzentriert sich die sog. Linke nicht auf die wirklich Marginalisierten, sondern auf die von ihnen bei Bedarf auch erfundenen Minderheiten und dies deshalb, weil das linke Projekt gescheitert ist, worüber nman sich nie Rechenschaft gegeben hat. Was in dem Beitrag auch wieder rüber kommt, ist die gefährlich nebulöse Vermischung nationaler Identität mit einer Vorstellung von Rassezugehörigkeit. Wir sind hier nicht in den USA und unser Problem sind auch nicht alt eingesessene Schwarze, sondern antiliberale und obsessive muslimische
Neubürger. Als ob es sich denn bei den US Cliquen der Clintons oder Obamas um
„Linke“ handeln würde. Das ist doch lächerlich und die abgedrängte Arbeiterklasse ist nicht so dumm zu erkennen, welche Global Governance ihnen aufs Auge gedrückt werden soll, weil das angeblich der einzig richtige Weg ist, bei dem sie ein wenig störend im Wege stehen.
Und diese ihre von den Eliten verkannte Identität öffnet dann für Herrn Fukuyama den Weg in den weißen Rassismus? Ja so tickt er halt, ist er doch selbst ein Substrat dieser „Eliten“.
Man sieht sowohl hier, als auch beim FAZ-Kommentar, dass Identiät (bewusst?) falsch verstanden bzw. interpretiert wird, ist sie doch im gesellschaftliuchen Raum primär sozial verankert und entzieht sich jeglicher genetischen Missdeutung. Deshalb betreiben Gewerkschaften ja auch keine Rassen, sondern Klassenpolitik, welche für die Identität sozialer Zugehörigkeit steht und weder weiß noch schwarz sein kann. Hier ist die FAZ-Kritik an Fukuyama richtig, wo sie auf den sog. Nebenwiderspruch rekurriert, den die aktuelle Linke bedient, anstatt auf die Aufhebung der grundsätzlichen Widersprüche zu drängen.
Unklar bleibt eine Differenzierung zwischen dem Konservativen und dem „Rechten“.
Fukuyamas kulturübergreifende Identitätshoffnung tut so, als ob es nicht längst ein durchaus gedeihliches Miteinander verschiedener Kulturen gäbe, aber er blendet (bewusst oder unbewusst) das Problem von Gegengesellschaften aus, die sich etwa in Europa etablieren und
Brutstätten des Bürgerkrieges sind. Das diffuse Rechts/Links-Konstrukt setzt sich fort, geht es doch garnicht um ein Zurückdrehen im Sinne des Wiedererlangens alter Privilegien, sondern um all das, was nationale Identität im Sinne demokratischer Zugehörigkeit und Wertigkeit bedeutet, und was von einem supranationalen Konstrukt à la Brüssel gar nicht zu leisten wäre. Dann macht die FAZ wieder auf gewaltig intellektuell mit der lächerlichen Metapher von der vertikalen Allianz der Globalisierungsgegner und schon sind wir wieder genau da, wohin sie nach
allen Verschwurbelungen kommen wollten, nämlich zu den für sie feindlich definierten Gegnern der EU und der von ihr forciert betriebenen Global Governance. Es ist also nicht viel dahinter, was wir nicht schon zur Genüge kennen würden, aber es ist die ärgerliche Art und Weise, wie
dieses Blatt seine aufged unsene Desinformation intellektuell garniert.
Kommentar GB:
In der Kommentierung dieser feministischen Soziologin (s. o.) wird der durch die postmoderne Philosophie bedingte Verlust der Objektivität und deren Verdrängung durch eine gefühlte Subjektivität erkennbar. Die soziale Klassenanalyse wurzelte jedoch immer in objektiven sozioökonomischen Verhältnissen. Und die Klassenlage wurde primär sozioökonomisch und nicht identär-sozialpsychologisch, mit angeblich gefühlten Ungerechtigkeiten aller Art begründet, nämlich in der Mehrwerttheorie (Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW 23).
Marx hat eine moralisierende Kritik an den von ihm kritisierten sozialen Verhältnissen der kapitalistischen Produktionsweise ausdrücklich zurückgewiesen, und zwar durch seinen Nachweis, daß die Produktion des Mehrwerts mittels des variablen Kapitals dem Äquivalententausch entspricht, insoweit also „gerecht“ ist.
Diese wesentliche Differenz scheint der Autorin gänzlich entgangen zu sein. Sie beharrt weiterhin auf dem Subjektivismus und Idealismus der sogenannten Identitätstheorie, die in der heutigen postmodernen Pseudolinken die große Mode ist.
Der FAZ-Beitrag ist natürlich ein Kommentar und er beginnt gleich damit, dass sich die Polen und die Ungarn (wieder) dem Autoritarismus zuwenden, was man ja gerne (etwa im Falle Polens) am Eingriff in die Justiz glaubt festmachen zu können. Ich sage dazu, dass ich – falls politisch verantwortlich – selbstverständlich einen Richter sofort entlassen würde, der (wie am BGH) ein Verbot der Kinderehe für nicht verfassungsgemäß erklärt. Ich habe also ein gewisses Verständnis für die Situation in Polen, wenn es dort ähnlich Verrückte geben sollte.
Ich kann auch nicht erkennen, dass sich die Menschen in den westlichen Ländern von der Demokratie abwenden. Sie haben von ihr allerdings schon sehr lange die Vorstellung, es handele sich um eine Art von Wohlfühlpark, der zwar teuer ist, ihnen jedoch die Beschäftigung mit der
sie umgebenden Gesellschaft freundlich abnimmt. An Eigenbeteiligung ist eher nicht gedacht.
Auch in diesem Beitrag wieder die völlig verquere Links/Rechts -Analyse, bei der zwar der Blick auf die Linke in soweit stimmt, weil sie das soziale Projekt nicht mehr bedienen, was ihre ureigenste Aufgabe wäre, aber die Konservativen sind doch nicht grundsätzlich „Rechte“. Werch ein Illtum!
In der Tat konzentriert sich die sog. Linke nicht auf die wirklich Marginalisierten, sondern auf die von ihnen bei Bedarf auch erfundenen Minderheiten und dies deshalb, weil das linke Projekt gescheitert ist, worüber nman sich nie Rechenschaft gegeben hat. Was in dem Beitrag auch wieder rüber kommt, ist die gefährlich nebulöse Vermischung nationaler Identität mit einer Vorstellung von Rassezugehörigkeit. Wir sind hier nicht in den USA und unser Problem sind auch nicht alt eingesessene Schwarze, sondern antiliberale und obsessive muslimische
Neubürger. Als ob es sich denn bei den US Cliquen der Clintons oder Obamas um
„Linke“ handeln würde. Das ist doch lächerlich und die abgedrängte Arbeiterklasse ist nicht so dumm zu erkennen, welche Global Governance ihnen aufs Auge gedrückt werden soll, weil das angeblich der einzig richtige Weg ist, bei dem sie ein wenig störend im Wege stehen.
Und diese ihre von den Eliten verkannte Identität öffnet dann für Herrn Fukuyama den Weg in den weißen Rassismus? Ja so tickt er halt, ist er doch selbst ein Substrat dieser „Eliten“.
Man sieht sowohl hier, als auch beim FAZ-Kommentar, dass Identiät (bewusst?) falsch verstanden bzw. interpretiert wird, ist sie doch im gesellschaftliuchen Raum primär sozial verankert und entzieht sich jeglicher genetischen Missdeutung. Deshalb betreiben Gewerkschaften ja auch keine Rassen, sondern Klassenpolitik, welche für die Identität sozialer Zugehörigkeit steht und weder weiß noch schwarz sein kann. Hier ist die FAZ-Kritik an Fukuyama richtig, wo sie auf den sog. Nebenwiderspruch rekurriert, den die aktuelle Linke bedient, anstatt auf die Aufhebung der grundsätzlichen Widersprüche zu drängen.
Unklar bleibt eine Differenzierung zwischen dem Konservativen und dem „Rechten“.
Fukuyamas kulturübergreifende Identitätshoffnung tut so, als ob es nicht längst ein durchaus gedeihliches Miteinander verschiedener Kulturen gäbe, aber er blendet (bewusst oder unbewusst) das Problem von Gegengesellschaften aus, die sich etwa in Europa etablieren und
Brutstätten des Bürgerkrieges sind. Das diffuse Rechts/Links-Konstrukt setzt sich fort, geht es doch garnicht um ein Zurückdrehen im Sinne des Wiedererlangens alter Privilegien, sondern um all das, was nationale Identität im Sinne demokratischer Zugehörigkeit und Wertigkeit bedeutet, und was von einem supranationalen Konstrukt à la Brüssel gar nicht zu leisten wäre. Dann macht die FAZ wieder auf gewaltig intellektuell mit der lächerlichen Metapher von der vertikalen Allianz der Globalisierungsgegner und schon sind wir wieder genau da, wohin sie nach
allen Verschwurbelungen kommen wollten, nämlich zu den für sie feindlich definierten Gegnern der EU und der von ihr forciert betriebenen Global Governance. Es ist also nicht viel dahinter, was wir nicht schon zur Genüge kennen würden, aber es ist die ärgerliche Art und Weise, wie
dieses Blatt seine aufged unsene Desinformation intellektuell garniert.
Kommentar GB:
In der Kommentierung dieser feministischen Soziologin (s. o.) wird der durch die postmoderne Philosophie bedingte Verlust der Objektivität und deren Verdrängung durch eine gefühlte Subjektivität erkennbar. Die soziale Klassenanalyse wurzelte jedoch immer in objektiven sozioökonomischen Verhältnissen. Und die Klassenlage wurde primär sozioökonomisch und nicht identär-sozialpsychologisch, mit angeblich gefühlten Ungerechtigkeiten aller Art begründet, nämlich in der Mehrwerttheorie (Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW 23).
Marx hat eine moralisierende Kritik an den von ihm kritisierten sozialen Verhältnissen der kapitalistischen Produktionsweise ausdrücklich zurückgewiesen, und zwar durch seinen Nachweis, daß die Produktion des Mehrwerts mittels des variablen Kapitals dem Äquivalententausch entspricht, insoweit also „gerecht“ ist.
Diese wesentliche Differenz scheint der Autorin gänzlich entgangen zu sein. Sie beharrt weiterhin auf dem Subjektivismus und Idealismus der sogenannten Identitätstheorie, die in der heutigen postmodernen Pseudolinken die große Mode ist.

