‚Integration‘ im Zeichen globaler Krisenverflechtung und soziokultureller Konfliktdynamik.

Eine analytische Skizze

Hartmut Krauss

Inhalt:

1.    Was heißt ‚Integration‘?
2.    Makrobedingungen des Migrations-Integrations-Problems
3.    Daten und Fakten zur Quantität und Heterogenität der Zuwanderung
4.    Grundlegende Dimensionen der Integration
4.1  Politisch-rechtliche Dimension
4.2  Sprachliche und qualifikatorische Dimension
4.3  Sozialökonomische Dimension
4.4  Soziokulturelle Dimension
Exkurs: Die Wiederkehr prämodern-konservativer Herrschafts- und Sozialisationsverhältnisse
in der spätkapitalistischen ‚Moderne‘
4.5   Lebensweltliche Dimension


http://www.glasnost.de/autoren/krauss/integration.html
Kommentar Hartmut Krauss:
a ) Der in der Öffentlichkeit vorherrschende pauschal-euphemistische Islamdiskurs muss überwunden und durch eine realitätsadäquate Kritik der muslimischen Herrschaftskultur ersetzt werden. So ist davon auszugehen, dass z. B. Ehrenmorde, Zwangsheiraten und rigide patriarchalische Grundorientierungen ebenso wie antijüdische Verschwörungsideologien und mangelnder Respekt gegenüber säkular-demokratischen Grundprinzipien ernst zu nehmende und nichtmarginale Phänomene innerhalb der islamisch geprägten Kulturgemeinschaft sind. Darüber gibt es national und international eine umfangreiche Literatur einschließlich zahlreicher hinreichend validierter Studien. Vor diesem Hintergrund behauptet niemand, dass sämtliche Muslime aktive Anhänger und Akteure eines reaktionär-konservativen bis fundamentalistischen Gesetzesislam sind, aber es ist gut begründet davon auszugehen, dass innerhalb der islamischen Gemeinschaft, darunter auch in den europäischen Einwanderungsländern, starke und einflussreiche Sektoren existieren, die einen strengen, schariatischen und grundrechtswidrigen Glauben lehren, predigen, normieren, anstacheln und repressiv überwachen. Insofern verbietet sich eine undifferenzierte Generalamnestie für alle Muslime. Es kann nicht darum gehen, „den Islam ein(zu)bürgern“ (dabei handelt es sich schlichtweg um ein integrationspolitisches perpetuum mobile). Es geht vielmehr darum, den einzelnen Zuwanderern aus islamischen Gesellschaften in die kulturelle Moderne mit ihren emanzipatorischen Potentialen hinein zu holen.
Integrationspolitisch reicht es deshalb nicht aus, sich mit der Binsenweisheit zufrieden zu geben, dass nicht alle Muslime Terroristen sind, wenn auf der anderen Seite die grundrechtswidrigen Einstellungen und Praktiken der „streng Gläubigen“ tabuisiert werden. Statt islamophiler Legendenbildung muss vielmehr ein offensiver säkular-demokratischer Grundkonsens erarbeitet und artikuliert werden, der den Muslimen in Politik, Medien, Schulen, Gerichten etc. klar und deutlich erklärt: „Wir dulden hierzulande nur einen grundrechtskonformen Reformislam. Einen Prozess der Islamisierung „auf leisen Sohlen“ werden wir nicht zulassen. Die Zeit der Verwechselung von Toleranz und Ignoranz ist vorbei“.“
b ) Ich hatte bereits 2006 einen theoretisch-analytischen Basistext zur Integrationsproblematik veröffentlicht, der  m. E. – unabhängig von den damaligen empirischen Daten – nach wie vor von grundlegender Bedeutung ist.
Der (obige) Text reflektiert darüber hinaus das damals im Vergleich zu heute noch viel höhere mögliche Aussage- und Rezeptionsniveau.
Dieser (nicht mehr zu kompensierende  Niveauverlust) ist  auf folgende Kausalfaktoren zurückzuführen:
1) Die mittlerweile totale Vergiftung der Debatte im Kontext der Verkehrung auf der Rechts-Links-Achse;
2) Das Voranschreiten des Bildungsverfalls infolge der Postmodernisierung des Bildungssystems sowie aufgrund  der Erhöhung der Anteil dysfunktional primärsozialisierter (muslimischer) Migrantenkinder.
3) Die intellektuelle Regression durch die Herausbildung der öffentlichen absolut dominierenden Bipolarisierung  zwischen proislamischem Herrschaftskartell (das Lager der globalkapitalistischen „Buntheit“, „Weltoffenheit“ und quasireligiös überhöhten Multikulturalität)  einerseits  und dem „rechtspopulistischem“  Lager (sich aktuell zunehmend fraktionierende AfD und Umfeld) andererseits.

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