Vorsicht, Ideologiekritik!

 Wie die vermeintlich fortschrittlichen Filme der Oscar-Verleihung die Regression befeuern
Bei Filmen wie «Black Panther» oder «Green Book» kommen Anti-Rassismus und Rassismus sich erstaunlich nahe.
Doch sowohl Publikum wie Kritiker scheinen dafür wenig Gespür zu haben.
Nico Hoppe 24.2.2019


https://www.nzz.ch/feuilleton/oscars-scheinbar-progressiv-tatsaechlich-aber-regressiv-ld.1460623
Kommentar GB:
Auch wer sich wie ich für Filme eher wenig interessiert, muß sie als Ausdruck des Zeitgeistes doch ernst nehmen:

„Von Siegfried Kracauer stammt das zunächst banal anmutende, aber nicht zu vernachlässigende Diktum: «Filme spiegeln unsere Realität.» Auch über fünfzig Jahre nach dem Tod des grossen deutschen Soziologen und Filmtheoretikers sollte dringlich daran erinnert werden, dass Filme nie nur einfache, visuell unterfütterte Erzählungen sind. Sie sind stets auch Träger von Ideologien.

In der Gegenwart gelten postmoderne Theorien, die den Universalismus für veraltet erklären und ihn dabei allenfalls «dekonstruieren», statt ihn einer eingehenderen Kritik zu unterziehen, noch immer als fortschrittlich. Es ist wenig verwunderlich, dass einige der diesjährigen Kandidaten für die Oscars unfreiwillig den Beweis für Kracauers These antreten.“ (…)

“ «Black Panther» führt damit nur eine bereits verbreitete gesellschaftliche Entwicklung fort. In weiten Teilen der antirassistischen Linken hält man universalistische Ideale für eurozentristische Anmassungen und stellt nun in postmoderner Manier beliebig Kulturen unter Naturschutz.“ (…)
„Barbarische Praktiken wie die Zwangsverschleierung muslimischer Frauen oder weibliche Genitalverstümmelung werden dagegen nicht selten kulturrelativistisch als integraler Teil einer fremden Kultur verklärt – in die man sich nicht einzumischen habe. Auf Kritik reagiert man meist mit Anschuldigungen: Wer nicht ein Rassist sei, müsse wenigstens als islamophober Hetzer gelten. Der Antirassismus und der Rassismus kommen im Denken in Kollektiven offensichtlich auf einen gemeinsamen Nenner. Einzelne sind nur noch als Abkömmlinge ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihrer Nation zu sehen. Und diese seien als Teil der Identität vor jeder Kritik in Schutz zu nehmen.“ (…) (Hervorhebungen GB)
Fehlurteile dieser Art sind unser Problem. Und deswegen verdient dieser Artikel besondere Aufmerksamkeit, einschließlich der Filme, auf die er sich bezieht! Lesenswert!
 

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