Syrien und die Welt

„Es ging und geht um geostrategische Interessen“

01. August 2017

„Karin Leukefeld über die Geschichte Syriens und die beiden Assads

Karin Leukefeld ist eine Journalistin, die den Orient aus eigener Anschauung kennt und auch dann in Länder wie Syrien oder den Irak reist, wenn dort Krieg herrscht. Dabei kommt sie oft zu ganz anderen Ergebnissen als das Gros der Kommentare in deutschen Mainstreammedien, die trotzdem immer wieder auf ihre Vor-Ort-Berichte zurückgreifen.“ (…)

https://www.heise.de/tp/features/Es-ging-und-geht-um-geostrategische-Interessen-3701916.html

Kommentar

von Hartmut Krauss:

Zitat:

„Alle religiösen und ethnischen Minderheiten und eine große Zahl der sunnitischen Muslime in Syrien lehnen den politischen Islam ab. Die einzige Partei, die den Säkularismus ablehnt, ist die Muslimbruderschaft – die in Syrien verboten ist – und die aus ihr hervorgegangenen islamistischen Kampfgruppen. Diese Gruppen streben ein islamisches Kalifat in Syrien an.“

  1. Die Abgrenzung eines politischen Islam von einem unpolitischen Islam ist grundsätzlich falsch. Es gibt keinen unpolitischen Islam. [Hervorhebung GB] Auch der sunnitische Islam in Syrien strebte und strebt danach, Staatsreligion zu sein und die zentralen Staatsapparate (Justiz, Bildungswesen etc.) inhaltlich zu bestimmen und zu kontrollieren.
  2. Die antisäkulare syrische Muslimbruderschaft (MB) war bis zum Kriegsausbruch die entscheidende Kraft und Macht der Sunniten und nicht einfach eine Partei unter vielen, wie Leukefeld behauptet. Vielmehr fungierte die MB  als reaktionär-oppositionelle Hauptorganisationen gegen den baathistischen Staat  und sein alawitisches Personal. Erst die blutige Zerschlagung des Aufstandes der Muslimbrüder im Hamá 1982 bewirkte zunächst deren Schwächung. Im Zuge der Arabellion regenerierte sich dann der sunnitische Drang zum Sturz des verhassten alawitischen Systems.

Der syrische Politologe Ayubi hat auf  die Bedeutung des mittelalterlichen syrisch-hanbalitischen Rechtsgelehrten Ibn Taimyya für die sunnitische Bewegung in Syrien hingewiesen und dabei dessen antialawitisches Feindbild zitiert.

So betrachtete er die Alawiten „als ungläubiger als Juden und Christen, ja sogar ungläubiger als viele Polytheisten, und sie schaden der Gemeinschaft Mohammeds mehr als Ungläubige, die uns bekämpfen wie Tataren und Franken…Zweifellos ist der Kampf gegen sie  … ein großartiger Gehorsamsbeweis  (gegenüber Gott) und unseren Pflichten ihm gegenüber“.

Ansonsten enthält das Interview m. E. durchaus richtige Hinweise auf die Rolle der USA und Israel, die letztlich das gesamtislamische Problem nicht begreifen und deshalb immer wieder in falsche Taktiken abgleiten. (Als seien die Saudis bessere Partner als der Iran und nicht beide gleichgewichtige Schurkenregime).)“  –

Kommentar GB:

Meine Metapher hierzu lautet, daß der Islam, als Herz der Finsternis, zwei Herzkammern hat, eine sunnitische, nämlich Saudi-Arabien, und eine schiitische, nämlich Iran.

 

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