Zur Geschichte der orientalischen Frage

Karl Marx

[„New-York Daily Tribune“ Nr. 4054 vom 15. April 1854]

<168> London, Dienstag, 28. März 1854.

(…)

„Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige.

Der Ungläubige ist „harby“, d.h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen. In diesem Sinne waren die Seeräuberschiffe der Berberstaaten die heilige Flotte des Islam.“

(…)  (Hervorhebungen GB)

http://www.mlwerke.de/me/me10/me10_168.htm

Kommentar GB:

Wenn die heutige Linke, postmodern oder auch nicht, sich nicht von ihrer Ideologie des Postkolonialismus löst, wird sie nie realtätstüchtig sein.

Das betrifft leider selbst einen Kopf wie David Harvey, der diesbezüglich keine Schritt weiter ist und sich genau so wie andere im Postkolonialismus verrannt hat.

Wer aus dieser Falle entkommen oder gar nicht in sie hineingehen will, der muß sich mit der 1400 – jährigen Geschichte des Islams befassen, real- wie geistesgeschichtlich, und eben nicht nur mit der jüngeren Neuzeit.

Der Annahme, der gesamte historische Hintergrund, der immerhin ein reales soziohistorisches und soziokulturelles Kontinuum bildet, könne vernachlässigt und übersprungen werden, weil es eine relativ kurze Phase des europäischen Kolonialismus gab, ist ein schwerwiegender Irrtum, der analytisch zu entsprechenden Fehlurteilen führt. Es kann im Grunde jegliche Literatur verworfen werden, die dies nicht berücksichtigt.

Literatur:

David Harvey:

Siebzehn Widersprüche und das Ende des Kapitalismus

Ullstein: Berlin 2015, ISBN 978-3-550-08089-0

 

 

 

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