Was wir in Haßloch lernen können

Arne Hoffmann

(…) „3. In einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 10. Juli (nicht online) beschäftigt sich Friederike Haupt mit dem Feminismus, über den viel geredet und geschrieben werde: „Trotzdem weiß man nicht, was Frauen in Deutschland darüber denken. Man weiß nur, was ein paar Frauen in Berlin denken, plus noch ein paar in Köln, Hamburg, Hannover.“ Diese Frauen verfassten beispielsweise für Spiegel-Online muntere Texte über Fragen wie „ob die Frau, die beim Ingeborg-Bachmann-Preis gerade den Publikumspreis bekommen hat, von manchen Männern gehasst wird und was das mit Ronja von Rönne zu tun hat, die auch mal beim Bachmann-Preis auftrat und zudem eine Freundin der Kolumnistin ist.“ Haupt findet es reizvoll herauszufinden, was Frauen außerhalb dieses Klüngels einiger weniger Großstädte über den Feminismus denken, der doch angeblich für alle Frauen da sein soll:

Natürlich wäre es ungerecht, diese Frauen zu fragen, ob sie die hier aufgezählten Artikel und Tweets gelesen haben; es wäre denkbar, dass sie so stark mit dem Kampf gegen das Patriarchat beschäftigt sind, dass sie kaum zum Lesen kommen, und wenn, dann nur Laurie Penny, die von den großstädtischen Feministinnen wie eine Heldin verehrte großstädtische Feministin.

Statt durch zig Dörfer und Städtchen der Provinz zu gondeln, entscheidet sich Haupt gezielt für eine einzige Kleinstadt: Haßloch in der Pfalz. Die entspricht in der Zusammensetzung ihrer Einwohner nämlich derart dem bundesdeutschen Durchschnitt, dass sie als Testmarkt der Gesellschaft für Konsumforschung verwendet wird, um herauszufinden, welche Produkte beim Deutschen ankommen. Was in Haßloch floppt, floppt erfahrungsgemäß auch im Rest der Republik und kommt deshalb erst gar nicht auf den Markt.

Also fährt Friederike Haupt nach Haßloch, um herauszufinden, wie Deutschland in Geschlechterfragen tickt.  (Hervorhebung GB)

Dort angekommen, befragt sie zunächst einmal eine Gruppe von Mädchen, welche Erfahrungen sie so mit Jungen gemacht haben:

„Die haben eine große Fresse und machen auf Chef, aber dann haben sie gar nicht recht.“ Wie geht man damit um? „Wir ignorieren das.“ Nina wurde mal von einem Jungen gehänselt und sogar geschubst. „Da habe ich ihm eine reingehauen. Danach hat er Abstand zu mir gehalten.“ Julia lächelt dazu.

Ja, ich sehe jetzt schon, dass sich in Haßloch einiges Typische unserer Geschlechterkultur fokussiert.

Glücklicherweise sind dort nicht alle Jungen so doof. Eine Ausnahme ist der voll emanzipierte Daniel:

Eine Lehrerin habe mal gesagt, die Jungs hätten fast alle „einen Nagel im Kopp“. Das deckt sich weitgehend mit seiner Meinung.

Ah, ich sehe jetzt schon eine steile Karriere hin zum Bundesforum Männer voraus. Apropos, was macht eigentlich so die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt? Glücklicherweise ist Friederike Haupt am richtigen Tag aufgekreuzt, um das herauszufinden:

In Haßloch hat an diesem Tag die ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte ihre wöchentliche Sprechstunde, von zehn bis zwölf Uhr. Zu der Zeit arbeiten ja eigentlich viele Frauen, die an Gleichstellung interessiert sind. Die Gleichstellungsbeauftragte vielleicht auch, jedenfalls ist sie nicht da. Im Rathaus weiß man, dass sie ihre Sprechstunde schon vor ein paar Tagen per interner E-Mail abgesagt hat. Die Frau am Informationsschalter wirkt verwundert, dass überhaupt gefragt wird. Was man denn wolle? Über Gleichstellung in Haßloch reden. „Hm.“ Dann also tschüs.

Hatte nicht Professor Buchholz mal eine Rundfrage unter Gleichstellungsbeaufttagten gemacht, um zu erfahren, was die eigentlich für ihr Geld treiben? Und wurde darauf nicht die Ansage durchgegeben, dass man darauf bloß nicht antworten solle? Ich fürchte, jetzt wissen wir wieso.

Ein paar Häuser weiter steht die Buchhandlung Gisela Friedrich. (…) Frage an die sehr liebenswürdige ältere Verkäuferin: Haben Sie was zum Thema Feminismus da? „Nein, leider gar nicht.“ Wird nicht so nachgefragt? „Feminismus, das ist ja schon eher speziell. Man kann sich hier nur nach den Kunden richten.“

Zumindest solange man sich nicht wie die Öffentlich-Rechtlichen durch Zwangsgebühren finanziert. Aber die Bibliotheksfrauen haben doch bestimmt die wichtigsten Titel zusammengestellt?

In der Gemeindebücherei gibt es mehrere Regalbretter mit Büchern über Feminismus: „Die Klügere gibt nicht mehr nach“, „Zum Teufel mit der Superfrau“, „Mann oder Frau. Wenn die Grenzen fließend werden“. Ein Brett weiter unten Literatur zur Kunst des Handlesens.

Erstaunlich. Man könnte glatt meinen, die deutsche Durchschnittsfrau interessiert sich gar nicht so richtig für Feminismus, und diese Ideologie wird nur noch durch den Medienhype künstlich am Leben gehalten. Kann das denn möglich sein? Friederike Haupt ermittelt weiter:

Auf dem Parkplatz am Markt stehen drei junge Frauen und rauchen (…). Interessieren Sie sich ein bisschen für Feminismus? Die anderen warten ab, was die Blonde sagt. „Nicht so.“ Sie schickt einen deutlich genervten Blick zu den anderen. (…) Haßloch, rätselhafter Ort: Ist denn überhaupt eine einzige Frau zu finden, die mit der Rolle der Frau in Haßloch, das heißt in Deutschland, unzufrieden ist?

Eines ist nach diesem Artikel klar: Die Männerrechtsbewegung braucht sich nie wieder Gedanken darüber zu machen, dass sie im Gegensatz zum Feminismus in der Bevölkerung keine Basis habe. Vermutlich ist unsere Basis inzwischen sogar die größere, wenn ich mir so die Kommentarspalten unter Online-Artikeln anschaue. Das gegenteilige Bild entsteht lediglich durch eine vergleichsweise überschaubare Clique von Medienfrauen in Köln, Hamburg und Berlin.“ (…)

http://genderama.blogspot.de/2016/07/vermischtes-vom-11-juli-2016.html

Kommentar GB:

Dieser völlig unschuldige Ortsname eines Ortes, an dem erfreulicherweise erkennbar wird, was außerhalb der feministischen Medien-Propaganda wirklich der Fall ist, er liefert dennoch eine verblüffend erhellende Assoziation, die die „überschaubare Clique von Medienfrauen in Köln, Hamburg und Berlin“ treffsicher kennzeichnet, nämlich als Haßlöcher. So ein Zufall.

 

 

 

 

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