Gräben zwischen Deutschen und Deutschtürken werden tiefer

Die Fremdheit zwischen Teilen der Bevölkerung in Deutschland wächst.

Das ist besorgniserregend – und bedrohlich für alle. Eine Analyse.

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„Wo Brücken gebaut werden, gibt es Gräben. Auch der Begriff „Deutschtürken“ schlägt eine Brücke und weist auf einen Graben hin – zwischen Deutschen und Türken, zwischen Bürgern mit Wurzeln in Ingolstadt und Bürgern mit Wurzeln in Istanbul. Seit einiger Zeit wird der Graben breiter.

In Deutschland leben etwa drei Millionen Deutschtürken. Doch immer weniger fühlen sich hier richtig zuhause. Nur noch wenige beantragen einen deutschen Pass, und über die Hälfte beklagte kürzlich in einer Umfrage des Religionssoziologen Detlef Pollack, sie seien hier nicht anerkannt und nicht willkommen.

Auch der Graben zwischen Nicht-Muslimen und Muslimen wird tiefer

Das hängt eng mit einem zweiten Graben zusammen: dem zwischen Nicht-Muslimen und Muslimen. Zwei Drittel der Deutschtürken denken, der Islam passe in die westliche Welt, während 73 Prozent der Gesamtbevölkerung vom Gegenteil überzeugt sind. Die Mehrheit der Deutschtürken verbindet mit dem Islam positive Eigenschaften wie Solidarität und Toleranz – die Mehrheit der anderen traut dem Islam alles Böse zu.

Dazu kommen Risse innerhalb der türkischstämmigen Gemeinschaft. Linke Kemalisten hatten sich mit frommen AKP-Sympathisanten noch nie viel zu sagen. Seit dem Putschversuch in der Türkei verwandelt sich die Sprachlosigkeit auch in Hass zwischen Erdogan-Freunden und Erdogan-Feinden.

Diese wachsende Fremdheit zwischen Teilen der Bevölkerung ist besorgniserregend und geht alle etwas an. Denn wo Fremdheit wächst, schwindet der Zusammenhalt der Gesellschaft, und die Gefahr von Gewaltausbrüchen steigt.“ (…)

http://www.tagesspiegel.de/politik/gespaltene-gesellschaft-graeben-zwischen-deutschen-und-deutschtuerken-werden-tiefer/13910792.html

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