Bremer Verlag veröffentlicht islamkritisches Buch

Interviewband des syrischen Lyrikers Adonis

Adonis, der eigentlich Ali Ahmad Saïd Esber heißt, wurde 1930 in Qassabin im Nordosten Syriens geboren und lebt seit 1985 in Paris. Er schreibt Lyrik und Essayistik, in denen es stets um seine religionskritische Position geht – wie auch in dem nun erschienenen Interviewband.

Iris Hetscher

„Das Buch der Stunde ist in Bremen erschienen. Der Sujet-Verlag hat die deutsche Übersetzung eines Interviewbandes veröffentlicht, der in Frankreich für Aufsehen gesorgt hat. Titel: „Gewalt und Islam“.

Das Buch der Stunde ist in Bremen erschienen. Der Sujet-Verlag hat just die deutsche Übersetzung eines Interviewbandes veröffentlicht, der in Frankreich seit seinem Erscheinen im November 2015 für Aufsehen gesorgt hat. Es unterhalten sich: der syrisch-libanesische Lyriker Ali Ahmad Saïd Esber, besser bekannt unter seinem Pseu­­donym Adonis, und Houria Abdelouahed, die als Psychoanalytikerin an der Universität Paris-Diderot lehrt. Das Thema ihrer Gespräche ist der Titel des Buchs: „Gewalt und Islam“, bewusst als Aussage formuliert und nicht als Frage.

Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Anschlagswelle, aber auch der Entwicklungen in der Türkei, haben die Denkansätze, die Adonis und Abdelouahed entwickeln, eine brennende Aktualität. Sie umkreisen unterschiedliche Facetten des Islam historisch, philosophisch und psychoanalytisch. Immer wieder kommt Adonis dabei auf seine Kernthese zurück, die er auch schon in früheren Schriften vertreten hat: Der Islam ist eine starre, intolerante Religion, die die Vergangenheit verherrlicht, ihre Dogmen nicht hinterfragt und in dieser Auffassung nur eine Machtposition sichern, aber keine Zukunftsvisionen entwickeln kann.

Adonis drückt es so aus: „Die Gegenwart ist die Vergangenheitszukunft“ für gläubige Muslime, der Kardinalfehler dieser monotheistischen Religion die fehlende Säkularisierung. Denn: Ein gläubiger Muslim schöpft allein aus seiner Religiosität seine Identität und aus nichts anderem. Als Subjekt ist er nicht gefragt – eigenständiges Denken und Kreativität zählen nichts. Im Gegenteil: Sie machen ihn verdächtig als Abtrünnigen von der einzig erlaubten Meinung.

Von allen großen arabischen Wissenschaftlern, Dichtern und Intellektuellen sei nicht ein einziger religiös gewesen, so Adonis – alle hätten sie außerhalb der islamischen Gemeinschaft, der Umma, gestanden, viele seien verfolgt und getötet worden. Oder in die Emigration getrieben. An dieser geistigen Stumpfheit, so die Analyse, sei auch der „Arabische Frühling“ gescheitert, auf den Adonis zunächst große Hoffnungen gesetzt hatte. Doch auch diese Bewegung habe gezeigt: „Es gibt keine arabischen Ansätze von Problemlösungen, weil das Denken vom Islam bestimmt wird.“

„Es gibt keine arabischen Ansätze von Problemlösungen.“

Genau das hat man dann in allen Ländern, in denen rebelliert wurde, gesehen: Sie sind regrediert zu Militärdiktaturen, es haben sich islamistische Regime etabliert oder es herrscht schlicht Chaos. Der Islam, das ist eine weitere Erkenntnis der Gespräche, sei dominiert von seiner gewalttätigen Geschichte, die bis heute eine Geschichte der Stammesgesellschaften sei: rein auf Eroberungen und Machtzuwachs ausgerichtet, unter Negierung aller Hochkulturen, die vor oder zunächst auch noch neben der islamischen Kultur existiert haben. Und zudem geprägt durch die tiefe Verachtung der Frau. Beides, so Adonis und Abdelouahed, sei angelegt in der Heiligen Schrift, dem Koran.

Gewalt offenbart sich schon im Koran nicht nur als religiöses, sondern auch als soziales, politisches und kulturelles Konstrukt. Allein die Aufzählung der sadistischen Bestrafungen für Frauen, die ihren Männern widersprechen oder für die sogenannten Anders- oder Ungläubigen, lassen die Bilanz, der Islam sei eine triebgesteuerte Religion, die die Psychoanalytikerin Houria Abdelouahed vehement vertritt, schlüssig erscheinen. Da diese Dominanz des Triebs bisher nie hinterfragt wurde – anders als im Christentum und Judentum – , rechtfertige und bedinge „die theoretische Gewalt der Schrift“ die praktische Gewalt gleichermaßen. „Der Islam hat vom Christentum die Apokalypse übernommen, aber nicht die Barmherzigkeit“, konstatiert Adonis, der zudem über den islamischen Mann so urteilt: „Er ist ein Wüstling“. Die Rolle der Frau sei für den Muslim klar definiert: Sie sei zweitrangig, habe sich zu unterwerfen und stehe stellvertretend für die Sünde.“ (…)

http://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-kultur-freizeit_artikel,-Bremer-Verlag-veroeffentlicht-islamkritisches-Buch-_arid,1425781.html

Adonis: Gewalt und Islam – im Gespräch mit Houria Abdelouahed. Aus dem Französischen von Christine und Neïl Belakhdar. Sujet, Bremen. 240 Seiten, 19,80 €.

Kommentar GB:

Die Buchbesprechung ist in Gänze sehr lesenswert, weil nicht vom islamophilen Mainstream manipuliert. Und sie ist wegen ihrer Details sehr aufschlußreich und sicherlich ein guter Einstieg in die Bücher kritischer Orientalisten wie z. B. Tilman Nagel oder Hans-Peter Raddatz, auf die hier besonders hingewiesen werden soll. Denn ohne sie ist die gegenwärtige Problematik der Konfrontation mit dem Islam und die der Immigration in Europa nicht zu verstehen.

Wer Verantwortung trägt, muß darüber Bescheid wissen!

 

 

 

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