Höchste Vorsicht ist geboten: Die herrschende Lehre beklagt die Ungleichheit!

Heiner Flassbeck
„In Reaktion auf mein kurzes Stück zur Ungleichheit von gestern hat mir ein Leser (danke dafür!) den Leitartikel aus dem Spiegel dieser Woche zugeschickt. Der beschäftigt sich, welch Wunder, ebenfalls mit der Ungleichheit – ich hatte ja schon vermutet, dass die Chefredakteure telefoniert haben. Auch in dem Artikel kommt Marcel Fratzscher ausführlich zu Wort. Im übrigen bestätigt der Artikel exakt das, was ich vermutet hatte.

Die ganze Argumentation läuft nach dem Motto: Nachdem die von der Politik gewollte und unglaublich „erfolgreiche“ Ungleichheit Millionen Jobs geschaffen hat, müssen wir jetzt dem Volk ganz schnell dicke weiße Salbe auf die Wunde schmieren, damit es die Klappe hält. Wörtlich heißt es im Spiegel: „Die Hartz-Reformen waren richtig, um Millionen Arbeitslose in Jobs zu bringen. Nun sollte es darum gehen, möglichst viele prekäre Minijobs und frag- würdige Werkverträge wieder in reguläre Beschäftigungsverhältnisse zu verwandeln, mit Verdiensten jenseits des Mindestlohns.“

Dann kommt genau die Argumentation, die man üblicherweise benutzt, um dem dummen Volk Sand in die Augen zu streuen. Im Spiegel heißt es: „Weil Reiche einen größeren Anteil ihres Einkommens auf die hohe Kante legen, kann die Wirtschaft aus der Balance geraten, wenn sich die Einkommen allzu sehr auf die oberen Schichten konzentrieren. Es wird dann zu viel gespart in der Wirtschaft, die Fabriken der Konsumgüterhersteller sind nicht ausgelastet, und allzu viel Kapital fließt ins Ausland ab, weil sich innerhalb der eigenen Grenzen nicht genügend Investitionsmöglichkeiten bieten. Genau so wurde die deutsche Konjunktur über lange Jahre gebremst, sind viele Fachleute überzeugt. So wuchs der Konsum in der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts nur etwa halb so schnell wie das Sozialprodukt.“
Ist das nicht genial? Das klingt doch ungeheuer einleuchtend, oder?“ (…)
http://www.flassbeck-economics.de/hoechste-vorsicht-ist-geboten-die-herrschende-lehre-beklagt-die-ungleichheit/
Kommentar GB:
Was die angeblich linke SPD angeht, deren Kanzler Schröder gemeinsam mit den angeblich linken Grünen diese Politik der Ungleichheit als Politik des Kapitals durchgesetzt hat, ebenso wie sie absurderweise der Austeritätspolitik bis hin zur Verfassungsänderung zugestimmt hat: sie, die SPD also (in ähnlicher Weise gilt das auch für Grüne und LINKE) hat jetzt in den Landtagswahlen die völlig logische Quittung vom Wähler bekommen, und das wird sich wahrscheinlich fortsetzen. Ausnahmen bestätigen hierbei die Regel. Das ist es, was die SPD zu begreifen hätte. Gemütlicher scheint es ihr, dies alles zu verleugnen, das geschieht schon gewohnheitsmäßig. Und die SPD-Führung macht genauso weiter, mit TTIP z. B., dem Wunschkatalog amerikanischer Konzerne, denen man sich nicht zu widersetzen wagt, mit grün-evangelischem Flüchtlingsidealismus etc., nur auf die Idee, alles einmal kritisch zu reflektieren, auf diese Idee kommen sie nicht. Und: ob sie´s könnten, wenn sie´s wollten?
 
 

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