Kardinal Marx: Der Staat darf die Ehe nicht öffnen

„Reinhard Marx hat in der Vergangenheit Homosexuelle als „gescheiterte und zerbrochene Menschen“ bezeichnet – und spricht der Politik jetzt sogar das Recht ab, Schwule und Lesben gleichzustellen.
In Anwesenheit der Bundeskanzlerin und des Vizekanzlers erklärte der höchste deutsche Katholik, dass die Politik nicht das Recht habe, Schwule und Lesben im Ehe-Recht gleichzustellen.“
„Der Chef der Deutschen Bischofskonferenz hat am Dienstag beim traditionellen St. Michael-Empfang der katholischen Kirche in Berlin erklärt, dass der Staat nicht das Recht habe, die Zivil-Ehe „neu zu definieren„. Kardinal Reinhard Marx erklärte in einer fast 30-minütigen Rede, der Staat könne „nicht über die Menschenwürde urteilen“, denn diese habe bereits vor dem Staat existiert.
„Das gilt eben auch für das Feld von Ehe und Familie“, so Marx. Er nannte die Debatte über die Ehe-Öffnung nicht direkt beim Namen, sondern umschrieb die Thematik als „die Diskussionen vor den Ferien, die vielleicht wiederkommen wird“.
Marx führte aus, dass es „Grenzen des Politischen“ gebe. Dazu gehöre neben engen Grenzen bei der Sterbehilfe auch, dass die Ehe nicht „neu definiert“ werden dürfe. „Das ist nicht eine Auffassung der Kirche, sondern [der Staat] findet Ehe und Familie vor“, so Marx. Deswegen sei schließlich „die Beziehung von Mann und Frau, die offen ist für eigene Kinder, […] der überwältigende Wunsch der meisten Menschen in diesem Land.“
Er erklärte weiter, dass die Institution der heterosexuellen Ehe „notwendig für die Zukunft der Gesellschaft“ sei. „Deshalb hat der Staat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, diesen Bereich in besonderer Weise zu schützen“, so Marx.
Zugleich betonte der Erzbischof von München und Freising, dass der Staat „natürlich“ Diskriminierungen überwinden müsse und „gut verstandene Aufklärung“ betreiben dürfe. „Hier sollten wir als Kirche deutlicher sein als in der Vergangenheit“, postulierte Marx, allerdings ohne näher darauf einzugehen.

Hochrangige Gäste beim Empfang

Bei der Rede waren laut der Nachrichtenagentur KNA viele hochrangige Politiker anwesend, unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD). Auch die lesbische Umweltministerin Barabra Hendricks (SPD) saß im Publikum, ebenso wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU).

Marx hat sich bereits in den vergangenen Jahren immer wieder mit homfeindlichen Äußerungen profiliert. Besondere Aufregung erzeugte seine Aussage aus dem Jahr 2011, als er bei einem Gesprächsforum in Mannheim erklärt hatte, dass Homosexuelle „gescheiterte und zerbrochene Menschen“ seien (queer.de berichtete). Im Mai diesen Jahres sagte er, dass die Forderung nach Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren „nicht akzeptabel“ sei (queer.de berichtete). Immerhin kritisierte er jedoch vergangenen Monat seinen Schweizer Bischofskollegen Vitus Hounder, der in einer Rede die biblische Forderung nach der Todesstrafe für Homosexuelle wiederholt hatte (queer.de berichtete). (dk)“

(Hervorhebungen GB)   –   Quelle:

Links zum Thema:
» Die gesamte Rede bei Domradio.de ansehen (Thema Familie ab ca. 18 Minuten)
sowie, mit Blick auf Österreich:
Kommentar GB:
Ich danke Queer.de hiermit für informative Beiträge, so wie diese hier, auf die ich immer wieder sehr gerne aufmerksam mache.
Es würde mich interessieren, welche Erwartungen Queer.de mit einer von manchen Menschen befürchteten Islamisierung der deutschen Gesellschaft verbinden würde, sofern es diese denn real geben sollte.

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