Die lauwarme Partei

Sebastian Pfeffer

„In Deutschland scheitert die Homo-Ehe bislang an der Union. Noch, muss man sagen. Die Partei ist beinah ­schwul genug.“
„Angela Merkel hat mit einem homosexuellen Vizekanzler (Guido Westerwelle) regiert, unter ihr durfte der Bundesverband der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) erstmals auf einem Bundesparteitag eine größere Rolle spielen, ein offen schwul lebender Mann ist ins Partei­präsidium aufgestiegen (Jens Spahn), und die Kanzlerin hat einen Generalsekretär (Peter Tauber) protegiert, der für die Homo-Ehe votiert.
So weit, so schwul. Die gleiche Angela Merkel hat allerdings auf dem Höhepunkt des letzten Wahlkampfs noch mit einem „Bauchgefühl“ argumentiert: Mit einer völligen Gleichstellung tue sie sich doch irgendwie schwer.“ (…)
„Längst ist eine Mehrheit der Deutschen dafür, gleichgeschlechtlichen Paaren gleiche Rechte zuzugestehen. Doch innerhalb der Unionswählerschaft dürften die Verhältnisse noch ein wenig anders aussehen, vor allem in manch konservativem Wahlkreis einzelner Abgeordneter, und so kam Merkel wohl zu dem Schluss, dass sich mit diesem Thema nicht mehr gewinnen als verlieren ließe.
2013 war das vermutlich sogar wahr, auch angesichts der sich abzeichnenden Konstellation einer Großen Koalition. Bei der nächsten Bundestagswahl dürften die Dinge jedoch anders liegen. Die SPD wird dann eine Alternative zur Juniorpartnerschaft mit der Union versuchen müssen, und die heißt Rot-Rot-Grün – eine Mehrheit hätte dieses Bündnis bekanntlich heute schon.
Dem können CDU und CSU vor allem eine Annäherung an die Grünen entgegensetzen.
Das Nein zur Homo-Ehe ist auf dem Weg dorthin mit das größte Hindernis.
Aber eben auch eins, das sich besonders leicht und elegant beseitigen lässt.“ (…)
„Die Temperatur in der Partei ist längst auf lauwarm gestiegen.“
Zum Artikel:
http://www.theeuropean.de/sebastian-pfeffer/10297-das-verhaeltnis-der-cdu-zur-ehe-fuer-alle
Kommentar GB:
Man sieht hieran sehr deutlich, welche taktisch – bündnispolitische Bedeutung den Themen Homophilie und Feminismus zukommt.
 

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