Die Herrschaft der Unschuld

Von Lucas Schoppe
„Sigmar Gabriel war sauer. Richtig sauer.
„’Wenn Männer das als nervig empfinden, zeigt das eher, dass Männer ein Problem haben‘, sagte Gabriel. Es sei auch Schwesigs Aufgabe ‚zu nerven, wenn die Dinge so im Argen liegen‘.“
Da hatte doch CDU-Fraktionschef Kauder Gabriels Familien- und Frauenministerin Manuela Schwesig glatt als „weinerlich“ bezeichnet, weil sie sich über Widerstände gegen die Frauenquote in Aufsichtsräten beschwert hatte.
Nicht jedem wird die feine Ironie aufgefallen sein, mit der ausgerechnet Gabriel so entschlossen als ihr  Befürworter in den Ring stieg. Schließlich taugt der SPD-Chef tatsächlich als fleischgewordenes Argument für die Quote:
ein Mann massiver Misserfolge, der seinen Posten als niedersächsischer Ministerpräsident von Gerhard Glogowski übernommen hatte und mit der SPD bei seiner ersten Landtagswahl eben diesen Posten und dazu fast 15 % der Stimmen seiner Partie krachend verlor, der es aber seinen guten Vernetzungen und seinem aggressiven, dominanten Territorialverhalten verdankt, dass er von dort aus schnell an die Spitze seiner Partie unterkommen konnte.
Einen ganz anderen Habitus, aber eine ähnliche Geschichte hat der für die Quote wesentlich mitverantwortliche Justizminister Heiko Maas, der ebenfalls als Spitzenkandidat mit einem Minus von 14 % und danach sogar mit dem schlechtesten Ergebnis der Parteigeschichte gleich drei Landtagswahlen so beeindruckend verloren hatte, dass ihn das kurze Zeit später irgendwie an die Spitze eines Ministeriums katapultierte. Was wir können, könnt ihr schon lange – wenn Gabriel und Maas das den Frauen Deutschlands zurufen, wird es vermutlich kaum eine bezweifeln.
Nur dass es bei der Quote tatsächlich um „die Frauen Deutschlands“ geht, ist eher zweifelhaft – es geht, natürlich, um eine extrem kleine, ohnehin schon privilegierte Schicht. Zu diesem Punkt wäre vielleicht ein Wort der Erklärungen von Sozialdemokraten nett gewesen.“   –  Zum Artikel:


http://man-tau.blogspot.de/2014/12/die-herrschaft-der-unschuld.html#more
Kommentar GB:
Es geht nicht darum, ob Frau Schwesig nervt oder nicht, denn Frau Schwesig ist als Person uninteressant, sondern es geht darum, dass die SPD mit der Frauenquote m. E. die Verfassung bricht. Das ist es, wozu Herr Gabriel sich äußern sollte.
Anscheinend kann nichts die SPD von ihrem „Projekt-18%-und-dann-stur-immer-weiter-so“ abbringen. Nun ist die SPD mittlerweile 150 Jahre alt und vielleicht ist es deswegen mit der Auffassungsgabe und mit der Lernfähigkeit nicht mehr weit her. Wie dem auch sei, zumindest wirkt das auf einen Beobachter wie mich oftmals so. Die politischen Karrieren und Machtschachereien mögen ja die betroffenen Politiker und ihre Hofberichterstatter interessieren, aber zu Problemlösungen tragen sie damit in der Regel nichts bei. Macht nichts: es geht ja sowieso immer bloß um die Wiederwahl.
 
 
 
 

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