„Ich hänge nicht an der x-Form“

Interview von Sophie Elmenthaler mit Lann Hornscheidt
ErSieEs „lehrt Gender Studies und möchte geschlechtsneutral als Professx angeredet werden.
Die Folge: üble Briefe, aggressive Medienberichte und Gewaltandrohung.“
https://www.freitag.de/autoren/rotebrezel/ich-haenge-nicht-an-der-x-form
Kommentar GB:
Das Interview ist lesenswert, weil es die Weltsicht dieses Menschen gerade in seinen Einseitigkeiten und Skurrilitäten sichtbar macht. Manchmal werden solche Menschen, die es immer wieder mal gibt, als Exzentriker bezeichnet, also als Grenzfall des Individualismus. Das fällt im Alltagslebens unter Toleranz. Aber hier geht es um etwas ganz anderes, nämlich um die Frage, was das mit Wissenschaft und mit universitärer Lehre zu tun hat. D a s ist das Problem. Wie LH privat lebt ist hingegen uninteressant. LH kann sich meinetwegen privat gern als „Nostradamus“ anreden lassen, oder als „Würstchen“ oder was einem sonst noch einfallen mag.  Immerhin sollte LH bedenken, dass es aus dem Walde herausschallt, wie man zuvor hineingerufen hat. Wer bewusst provoziert sollte sich hinterher über entsprechende Antworten nicht beschweren. Und nebenbei bemerkt: wer Kritik mit ´Hass´ verwechselt, indem unter diesen Begriff alles subsumiert wird, was keinen lobenden Charakter trägt, der demonstriert nur seine narzisstische Überempfindlichkeit gegen Kritik. Überhaupt ist ja Kritikunfähigkeit eine der vielen Schwachstellen des Feminismus.
Die Hochschulen sollen ein Ort der Wissenschaft sein, nichts anderes.
Was nicht Wissenschaft ist, genauer: was nicht als Wissenschaft ausgewiesen ist, das gehört nicht dorthin.
Das ist der Punkt, um den es geht.
Öffentlichkeit und Steuerzahler haben ein Recht darauf, dass an Hochschulen  ausschließlich w i s s e n s c h a f t l i c h gelehrt und geforscht wird!
Ideologien, Hobbies, private Marotten, persönliche Schrullen, Alchimie, Scientology, Kreationismus und Gender Studies gehören (zumindest bis zum Beweis des Gegenteils) eben deshalb nicht an die Hochschulen, und Personen, die wissenschaftlich lehren und forschen s o l l e n, dies aber nicht tun, nicht tun können oder nicht tun wollen, ggf. ebenso wenig. Es geht also auch, aber keineswegs nur um LH.
Ergiebiger als das eher langweilige Interview sind m. E. die Kommentare, an denen sich wieder einmal die besonders kluge Magda aus unserer „Mädchenmannschaft“ (eine Mann-schaft aus Mädchen – nun ja…) beteiligt hat. Einige diese Beiträge sind bemerkenswert und wirklich erhellend und anregend für weitere Diskussionen. Es gibt heute in der Tat kaum noch gesellschaftskritische Theoretiker an den Hochschulen, weil diese systemkritischen Lehrstühle offenbar zum großen Teil in – und sei es bloß durch Ablenkung – systemstützende Gender-Lehrstühle umgewidmet worden sind, und das hat zu einer m. E. sehr erheblichen, sogar dramatischen Schwächung der deutschsprachigen Soziologie geführt. Hadmut Danisch spottet nicht ohne Berechtigung immer wieder darüber. Aber er greift die Soziologie als Fach zu Unrecht an. Was er zu Recht angreift, das sind die fragwürdigen Ergebnisse, die aus dieser großen Umwidmung hervogegangen sind. An den Gender-Lehrstühlen wird nun von Kiel bis Klagenfurt das Patriarchatsdogma breitgetreten, das Große Heilige Axiom der Eingeweihten. Und es gibt eine ziemlich beschränkte, sich ständig wiederholende Journaille die davon lebt, diesen Quark auszuwalzen. Aber: „getretner Quark wird breit nicht stark!“ wie das Sprichwort dazu anmerkt. Mit diesem Quark können die Herrschenden offensichtlich gut leben, auch wenn selbst ihnen die Quotenpoltitik mittlerweile erkennbar auf die Nerven geht. Aber „die ich rief die Geister werd ich nun nicht los…“ .
Vielleicht gibt´s deshalb ja noch ein Machtwort – in aller Stille natürlich…

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